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Doch die Nummer eins. Gregor Gysi vergangene Woche beim Wahlkampf in Rostock.
© dpa

Bundestagswahlkampf der Linkspartei: Zwei plakative Linke

Acht Spitzenkandidaten bestimmte die Linke im Januar für den Bundestagswahlkampf. Auf die Großplakate aber sollen nur Gregor Gysi und Sahra Wagenknecht. Der Erste ist bei Genossen beliebter als die Zweite.

Wenn zwei sich streiten, dann freuen sich acht wenigstens ein bisschen – so ging im Januar der Streit um die Frage aus, wer als Spitzenkandidat für die Linke in den Bundestagswahlkampf ziehen sollte. Fraktionschef Gregor Gysi hätte den Job ganz gern allein gemacht, andere wollten ein Doppel mit seiner Stellvertreterin Sahra Wagenknecht. Bestimmt wurde dann von den Vorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger ein Spitzenteam mit gleich acht mehr oder minder bekannten Leuten. Sie sahen darin ein Zeichen gegen den „zunehmend inhaltsleeren Personenkult“, sprachen von einem „Bruch mit konventionellen Ritualen“.

Jetzt aber zeigt sich: Personalisierung bei der Linken klappt doch so richtig nur mit Gysi und Wagenknecht. Bei der am 26. August anlaufenden Kampagne mit bundesweiten Großflächenplakaten – es geht um 2000 Stück – werden nur Gysi und Wagenknecht geklebt. Die Landesverbände selbst konnten entscheiden, wen sie wie oft wollten. Im Ergebnis liegt das Verhältnis zwischen beiden Motiven bei zwei Drittel Gysi und einem Drittel Wagenknecht. Gysis Berliner Wahlkreis Treptow-Köpenick bleibt frei von Wagenknechts Motiv, das sich mit der Euro-Krise beschäftigt („Wer Demokratie will, muss die Finanzmafia entmachten“). Gysi fordert Geld von den Reichen, sein Slogan: „Die Zeit ist reif, endlich mal von oben nach unten zu verteilen.“

Bundesgeschäftsführer Matthias Höhn hatte im Juli bei der Präsentation der Kampagne einen Schwerpunkt auf Werbung mit inhaltlichen Slogans angekündigt – 380000 Themenplakaten stehen 80000 Plakate mit Personen gegenüber. Auch bei denen siegten dann in der Nachfrage Gysi und Wagenknecht klar gegenüber anderen Spitzenteam-Mitgliedern wie Ex-Parteichef Klaus Ernst, Fraktionsvize Dietmar Bartsch oder der stellvertretenden Vorsitzenden Caren Lay. Plakate mit allen acht Spitzenkandidaten sind ebenso wenig geplant wie Poster, auf denen Gysi und Wagenknecht zusammen abgebildet sind. Das Doppel mit den beiden populärsten Linken-Politikern auf einem Bild hätte als Vorentscheidung über die Führung der nächsten Fraktion angesehen werden können. Gysi spricht Wagenknecht zwar Talent zu. Er will aber nicht, dass sie die Bundestagsfraktion gleichberechtigt mit ihm führt.

Matthias Meisner

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