zum Hauptinhalt
In der Altstadt Jerusalems setzt die israelische Polizei Tränengas ein.
© AFP/Ahmad Gharabli
Update

Streit um Tempelberg: Zwei Palästinenser in Jerusalem erschossen

Der Streit um den Zugang zum Tempelberg in Israel ist am Freitag eskaliert. Hunderte Palästinenser protestierten, es gibt zwei Tote und mehrere Verletzte.

Nach den muslimischen Freitagsgebeten ist es in Jerusalem und im Westjordanland zu Ausschreitungen zwischen Palästinensern und israelischen Sicherheitskräften gekommen. Palästinensische Demonstranten warfen mit Steinen auf die Einsatzkräfte, die mit Tränengas, Schockgranaten und Wasserwerfen gegen die Menge vorgingen, wie Medien berichteten. Nach Polizeiangaben waren am Freitag wegen der angespannten Sicherheitslage tausende zusätzliche Beamte im Einsatz. Über der Stadt kreisten Hubschrauber.

Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium wurde ein junger Palästinenser im Viertel Ras al-Amud erschossen. Der Mann sei nahe der Altstadt in den Kopf getroffen worden, Angaben über die Hintergründe wurden zunächst aber nicht gemacht. Die Behauptung von palästinensischer Seite, der Schütze sei ein israelischer Siedler gewesen, wurde nicht bestätigt. Ein weiterer Palästinenser sei durch Schüsse tödlich verletzt worden, berichtete die palästinensische Nachrichtenagentur „Maan“. Mindestens 20 Menschen, die bei der Konfrontation mit der israelischen Polizei durch Gummigeschosse verletzt wurden, mussten zudem in Krankenhäusern behandelt werden.

Eine befürchtete größere Explosion der Gewalt blieb jedoch vorerst aus. Die Tageszeitung „Haaretz“ berichtete, die Polizei habe das an die Altstadt grenzende Viertel Wadi al-Joz gestürmt und Festnahmen durchgeführt. Mehrere Journalisten waren nach eigenen Angaben von der Polizei aus der Altstadt verwiesen worden. Dutzenden Bussen mit Betern wurde laut palästinensischen Medienberichten die Einreise nach Jerusalem verwehrt. Auf den Zufahrtsstraßen wurden Sperren errichtet, die Straßen rund um die Altstadt blieben für den Verkehr gesperrt.

Umstrittene Metalldetektoren sollen bleiben

Tausende Muslime hatten sich zu den Freitagsgebeten in und um die Jerusalemer Altstadt in den Straßen versammelt. Sie waren dem Aufruf gefolgt, damit gegen neue israelische Sicherheitsrichtlinien beim Zugang zum Tempelberg zu protestieren. Das israelische Kabinett hatte Medienberichten zufolge am Freitagmorgen beschlossen, die von der arabischen Welt scharf kritisierten neuen Metalldetektoren an den Zugängen zu der Heiligen Stätte zu belassen. Die Polizei schränkte den Zugang zu den Freitagsgebeten an der Heiligen Stätte auf Frauen sowie Männer über 50 Jahren ein.

Das Auswärtige Amt in Berlin hatte am Freitagmittag dazu aufgerufen, die Altstadt von Jerusalem sowie die angrenzenden Ost-Jerusalemer Stadtviertel ab sofort zu meiden. In der näheren Umgebung der Altstadt, an Checkpoints sowie in größeren Städten des Westjordanlands sei besondere Vorsicht geboten. Seit Tagen war es in und um die Jerusalemer Altstadt zu Ausschreitungen gekommen.

Schießerei vor einer Woche als Auslöser

Auslöser der Gewalt war eine Schießerei am vergangenen Freitag, bei dem zwei israelische Soldaten getötet und ein weiterer verletzt worden waren. Die drei arabisch-israelischen Angreifer wurden auf der Flucht erschossen. Israel hatte als Reaktion die Freitagsgebete auf dem Tempelberg untersagt sowie die Heilige Stätte für mehrere Tage abgeriegelt.

Die islamische Al-Azhar-Universität in Kairo kritisierte das israelische Vorgehen gegen Palästinenser am Tempelberg. Die „provokativen Maßnahmen“ seien besorgniserregend, heißt es in einer Stellungnahme der als wichtigste theologische Hochschule des sunnitischen Islam geltenden Einrichtung, wie die ägyptische Zeitung „Ahram Online“ und der „Jerusalem Post“ (Freitag) berichteten. Die Al-Azhar-Universität rief die internationale Gemeinschaft auf, die Al-Aksa-Moschee „vor der Arroganz der israelischen Besatzung“ zu retten und Versuche der „Judaisierung Jerusalems“ und der Kontrolle der Al-Aksa zu stoppen. (mes, KNA, dpa)

Zur Startseite