NSU-Prozess in München: Zschäpe entzieht Verteidigern das Vertrauen
Plötzliche Wendung im NSU-Prozess: Die Hauptangeklagte und mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hat ihren drei Verteidigern das Vertrauen entzogen. Unsicher ist, ob sie nun auch abberufen werden.
Eklat im NSU-Prozess: die Hauptangeklagte Beate Zschäpe hat am Mittwoch dem 6. Strafsenat des Oberlandesgerichts München mitgeteilt, dass sie kein Vertrauen mehr zu ihren Pflichtverteidigern hat. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl brach daraufhin am frühen Nachmittag den Verhandlungstag, es war der 128., ab. Götzl forderte Zschäpe auf, bis zu diesem Donnerstag um 14 Uhr schriftlich zu begründen, warum das Vertrauensverhältnis zu den drei Anwälten Wolfgang Heer, Wolfgang Stahl und Anja Sturm nachhaltig gestört sein soll. Zschäpe selbst äußerte sich öffentlich, wie von Beginn des Prozesses an, nicht zu ihrem Antrag, die Anwälte abzulösen. Auch die Verteidiger selbst gaben keine Stellungnahme ab.
Zschäpes Schritt hat die anderen Prozessbeteiligten überrascht. Mehrere Anwälte vermuteten, die Angeklagte wolle ihr Schweigen brechen, werde aber von den Verteidigern daran gehindert. Dass der Prozess nun platzen könnte, ist nach Ansicht der Ankläger jedoch kaum zu erwarten. Anträge zur Abberufung von Pflichtverteidigern „führen ganz, ganz selten zum Erfolg“, sagte Bundesanwalt Herbert Diemer. Richter Götzl hat die Hauptverhandlung auch nur für diese Woche unterbrochen. Kommenden Dienstag soll der NSU-Prozess fortgesetzt werden.