Bremer AfD-Vorsitzender: Zeuge widerspricht Magnitz
Laut Frank Magnitz hätten Ersthelfer ihm nach dem Angriff von einem Kantholz berichtet. Doch ein Zeuge sagt, er habe kein Holz oder eine andere Waffe gesehen.
Die Glaubwürdigkeit des von Unbekannten überfallenen Bremer AfD-Landesvorsitzenden und Bundestagsabgeordneten Frank Magnitz gerät weiter ins Wanken. Der 66-Jährige hatte behauptet, dass Ersthelfer ihm gleich nach der Tat vom Einsatz eines Kantholzes berichtet hätten. Einer dieser beiden Zeugen, ein deutsch-libanesischer Handwerker aus Papenburg im Emsland, sagte jetzt der „Ems-Zeitung“: „Eine Holzlatte oder eine andere Waffe habe ich definitiv nicht gesehen.“ Er habe das auch nicht behauptet.
Wie sich aus seinen Äußerungen entnehmen lässt, hatten weder er noch sein Kollege den eigentlichen Überfall beobachtet. „Erst als das Opfer kurz und laut geschrien hat, habe ich mich umgedreht und bin zu ihm hin“, zitiert die Zeitung den 54-jährigen Rohrschlosser und Heizungsbauer. „Da waren die Täter aber bereits geflüchtet.“
Gemeinsam mit seinem Kollegen habe er sofort Erste Hilfe geleistet. Sie hätten die Blutung aus der klaffenden Kopfwunde mit zwei Handtüchern aus dem Firmenauto gestillt. Er gehe davon aus, „dass wir dem Opfer das Leben gerettet haben“, sagte der Zeuge weiter. Magnitz habe sich bisher aber nicht bei ihnen bedankt.
Noch vor dem Eintreffen der Polizei soll der Politiker darauf bestanden haben, dass der Handwerker die Kopfverletzungen fotografiert. Auch im Krankenhaus ließ sich Magnitz nach eigenen Angaben ablichten. Noch am selben Abend verbreitete seine Partei ein Foto seines blutüberströmten Kopfes und die Behauptung, dass die Täter ein Kantholz verwendet hätten und ihn noch am Boden liegend gegen den Kopf getreten hätten. Beide Behauptungen wurden inzwischen durch Bilder zweier Überwachungskameras widerlegt, führten aber dazu, dass sich Politiker aller Parteien bis hinauf zum Bundespräsidenten über den Angriff empörten, weil er anfangs wie ein versuchtes Tötungsdelikt wirkte.
Magnitz, der das Krankenhaus bereits nach anderthalb Tagen wieder verließ, schrieb anschließend in einem von der Tageszeitung „taz“ veröffentlichen Mitgliederrundbrief, dass er mit der Verbreitung des Fotos „mediale Betroffenheit erzeugen“ wollte. Er räumte allerdings ein: „Aus reiner, professioneller Vorsicht hätte man wahrscheinlich ein ‚mutmaßlich’ vor das ‚Kantholz’ setzen müssen.“
Der Ersthelfer mit libanesischen Wurzeln kommentierte den Vorgang in der „Ems-Zeitung“ mit den folgenden Worten: „Ich habe es als meine Bürgerpflicht angesehen, dem Opfer zu helfen. Das hätte ich bei jedem gemacht, unabhängig von Hautfarbe, politischer Richtung oder Alter. Aber dass dies jetzt von der AfD so ausgeschlachtet wurde, ist nicht schön.“