Afghanistan: Zahlreiche Tote und Hunderte Verletzte durch Taliban-Anschlag in Kabul
In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Dienstagmorgen eine Bombe vor einem Regierungsgebäude explodiert. Auch in Pakistan gab es einen Selbstmordattentat.
Bei einem Taliban-Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Dienstag mindestens 28 Menschen getötet worden. Mehr als 300 Menschen wurden zudem nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt, viele davon lebensgefährlich. Ziel der Attacke waren Regierungsgebäude im Zentrum Kabuls. Präsident Aschraf Ghani verurteilte den "feigen Terroranschlag". Es war die blutigste Attacke seit Beginn der Frühjahrsoffensive der radikalislamischen Taliban.
Nach Angaben des Kabuler Polizeichefs Abdul Rahman sprengte sich ein Selbstmordattentäter am Morgen mit seinem Lastwagen auf einem Parkplatz in der Nähe eines Regierungsgebäudes in die Luft. Nach der Explosion in dem dicht besiedelten Viertel stieg dichter Rauch auf. Die Detonation ließ Fensterscheiben in mehreren Kilometern Entfernung zerbersten.
Ein zweiter Angreifer habe nach der Explosion das Feuer auf die Sicherheitskräfte eröffnet und sei schließlich erschossen worden, sagte Rahman. Sicherheitsvertreter warnten, dass weitere Komplizen möglicherweise noch auf der Flucht seien. Der Tatort wurde weiträumig abgeriegelt.
Die meisten Todesopfer waren nach Angaben der Behörden Zivilisten. Polizeichef Rahman sprach von 183 Verwundeten. Das Gesundheitsministerium nannte hingegen eine deutlich höhere Zahl: Fast 330 Menschen seien ins Krankenhaus gebracht worden, viele von ihnen mit lebensgefährlichen Verletzungen.
Das afghanische Innenministerium bezeichnete den Anschlag als "Kriegsverbrechen". Auch Präsident Ghani verurteilte den Angriff. Dieser werde die Entschlossenheit der afghanischen Sicherheitskräfte im Kampf gegen den Terrorismus aber nicht schwächen.
Die radikalislamischen Taliban bekannten sich zu der Attacke. Es handelt sich um ihren ersten großen Anschlag in der Hauptstadt seit dem Beginn ihrer Frühjahrsoffensive vor einer Woche. Die Taliban behaupteten, ihren Kämpfern sei es am Dienstag gelungen, in die Geheimdienst-Zentrale einzudringen. Von offizieller Seite wurde dies dementiert.
Der im Jahr 2001 begonnene Nato-Kampfeinsatz in Afghanistan war Ende 2014 beendet worden. Die Sicherheitslage in dem Land verschlechterte sich zuletzt zusehends. Schätzungsweise 5500 afghanische Soldaten wurden im vergangenen Jahr getötet.
Am vergangenen Freitag versuchten die Taliban, die Stadt Kundus im Norden des Landes zu erobern, doch die Regierungstruppen konnten den Angriff abwehren. Den Extremisten war es im vergangenen Jahr vorübergehend gelungen, Kundus einzunehmen. Es war ihr größter Erfolg, seit sie 2001 von einer internationalen Koalition von der Macht in Kabul vertrieben worden waren.
Auch im benachbarten Pakistan sprengte sich am Dienstag ein Selbstmordattentäter in die Luft. Er riss mindestens einen Menschen mit in den Tod, wie die Behörden mitteilten. Bei dem Anschlag auf ein Regierungsgebäude im Nordwesten des Landes wurden außerdem 17 Menschen verletzt. Die Attacke trägt die Handschrift der Taliban, die regelmäßig zivile und militärische Einrichtungen angreifen.
Die USA, China, Pakistan und Afghanistan bemühen sich seit Januar, Friedensverhandlungen mit der Islamistengruppe in Gang zu setzen - bislang aber ohne Erfolg. Die Taliban knüpften ihre Teilnahme an Vorbedingungen wie die Freilassung von Gefangenen und ein Ende der "Besatzung durch ausländische Truppen". (AFP)