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Viele Antragsteller reisen visafrei in den Schengen-Raum.
© Harald Tittel/dpa
Update

Lage an Grenzen verbessert: Zahl der Asylbewerber in der EU steigt deutlich

Mehrere Jahre war die Zahl der Asylanträge in der EU zurückgegangen, seit Januar ändert sich dies. Vor allem aus Venezuela kommen immer mehr Menschen.

Die Zahl der Asylbewerber in der EU steigt einem Bericht zufolge nach mehrjährigem Rückgang seit Jahresbeginn wieder deutlich an. Von Januar bis einschließlich April stellten rund 206.500 Menschen erstmals einen Asylantrag in der Europäischen Union, 15 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum, wie die Funke-Zeitungen unter Berufung auf neue EU-Zahlen berichtete, die auf Basis von monatlichen Frühwarn-Meldungen der Mitgliedstaaten erstellt wurden.

Damit könnte sich nach mehreren Jahren des Rückgangs der Trend umkehren. 2018 war die Zahl der Asylbewerber in der EU demnach noch um elf Prozent zurückgegangen. Seit Jahresbeginn reisten aber immer mehr Asylbewerber über reguläre Wege und visafrei in die Union ein, vor allem aus Lateinamerika und den Westbalkan-Staaten, wie die Zeitungen weiter berichteten.

In diesem Jahr bis Ende April stammte demnach gut jeder vierte Asylantrag von Staatsangehörigen eines Landes, dessen Bürger ohne Visum in die EU-Schengenzone einreisen dürfen. 2018 war der Anteil den EU-Zahlen zufolge bereits auf ein Fünftel gestiegen. So erhöhte sich dem Bericht zufolge in den ersten vier Monaten 2019 die Zahl der visafrei eingereisten Asylbewerber aus dem Krisenland Venezuela im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 121 Prozent auf 14.257, die aus Kolumbien um 156 Prozent auf 8097. Venezuela war demzufolge in dem Zeitraum nach Syrien das Hauptherkunftsland von Asylbewerbern in der Europäischen Union.

Die Zahl der erstmaligen Asylanträge aus Syrien lag in den ersten vier Montagen laut Funke-Zeitungen bei 20.392, ein Rückgang von acht Prozent. Auf Platz drei lag Afghanistan: Nach den neuen Daten stellten 14.042 Afghanen von Januar bis April erstmals einen Asylantrag, 36 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.

Die Lage an den EU-Außengrenzen hat sich der Grenzschutzagentur Frontex zufolge „deutlich verbessert“. „Insgesamt haben wir in der EU seit Beginn des Jahres rund 30.000 irreguläre Grenzübertritte registriert“, sagte Frontex-Direktor Fabrice Leggeri der „Welt“. In der ersten Jahreshälfte 2018 waren rund 60.430 registriert worden.

Frontex-Direktor Fabrice Leggeri.
Frontex-Direktor Fabrice Leggeri.
© Florion Goga/Reuters

Die Ägäis sei derzeit erneut „Route Nummer eins“. Im vergangenen Jahr hatten bis Juli erstmals die meisten Flüchtlinge und Migranten die westliche Mittelmeerroute über Spanien bei der illegalen Einreise in die EU genutzt. Für die Verschiebung machte Leggeri den Grenzschutz von Spanien und Marokko verantwortlich. „Man passt zum Beispiel besser auf, dass Boote erst gar nicht ablegen können.“

Das Flüchtlingsaufkommen in der Ägäis war ungeachtet der EU-Vereinbarung mit der Türkei jüngst deutlich gestiegen. Die Zahl der Menschen, die in den Registrierlagern (sogenannte Hotspots) auf den griechischen Inseln ausharren, stieg laut griechischem Migrationsministerium Anfang Juni wieder auf mehr als 16.000.

5000 Frontex-Beamte zu wenig

Flüchtlingshilfsorganisationen kritisieren die Zustände besonders in Auffanglagern auf Samos und Lesbos als menschenunwürdig. Zudem werden Migranten von Schleppern durch Griechenland geschleust, ohne je im Land registriert zu werden. Mit einem Ende der illegalen Zuwanderung rechnet Leggeri nicht. Er forderte die EU-Staaten dazu auf, eng mit den Herkunftsländern zusammenzuarbeiten und „dort das Leben lebenswerter machen“. „Politik darf sich nicht nur auf Grenzschutz beschränken.“

Leggeri kritisierte auch, dass die Länder der EU Union aktuell 5000 weniger Grenzbeamte einsetzten, als eigentlich notwendig wären. „Wir haben festgestellt, dass die EU-Staaten insgesamt auf dem Papier 115.000 Grenzbeamte gemeldet haben. Das stimmt so aber nicht“, sagte der Frontex-Direktor mit Blick auf das Ergebnis einer sogenannten Schwachstellenanalyse der Europäischen Agentur für die Grenz- und Küstenwache. Das habe ihn sehr überrascht. Die Agentur befinde sich deshalb in Gesprächen, warum die Mitgliedstaaten zu wenige Beamte im Einsatz hätten. Welche Länder zu wenig Personal stellen, ließ Frontex offen. (AFP, dpa, KNA)

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