EU: Zahl der Asylbewerber deutlich gesunken
In der Europäischen Union werden weniger neue Asylbewerber registriert. Deutschland bleibt wichtigstes Zielland der Flüchtlinge.
Die Zahl der Asylbewerber in der Europäischen Union ist einem Zeitungsbericht zufolge in diesem Jahr deutlich gesunken. Von Januar bis September registrierten die EU-Staaten demnach 479.650 erstmalige Asylanträge, 50 Prozent weniger als im Vergleichszeitraum 2016. Das berichten die Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstag) unter Berufung auf die EU-Statistikbehörde Eurostat. Im gesamten Jahr 2016 hatten in der EU noch 1,2 Millionen Flüchtlinge einen Asylantrag gestellt, 2015 lag die Zahl bei etwa 1,25 Millionen.
Deutschland bleibt den Daten zufolge weiter das wichtigste EU-Zielland für Asylbewerber: Fast ein Drittel der Flüchtlinge bat hier um Asyl. Von Januar bis September 2017 wurden in Deutschland demnach 137.385 Erstanträge registriert, 103.560 Anträge waren es in Italien, das an zweiter Stelle rangiert. Beide Länder zusammen kommen auf etwa die Hälfte der neuen Asylbewerber in der EU. Griechenland meldete 41.735 Asylanträge, Polen 2.515 und Ungarn 2.445 Erstanträge.
Inzwischen wird den Angaben zufolge europaweit weniger als die Hälfte der Asylanträge in erster Instanz anerkannt. Die Quote der positiven Entscheidungen hatte im zweiten Halbjahr 2016 in der EU bei 62 Prozent gelegen, im ersten Halbjahr 2017 sank sie auf 48 Prozent - im dritten Quartal dieses Jahres betrug sie noch 43 Prozent. In Deutschland wurden demnach im dritten Jahresquartal 48 Prozent der Asylanträge in erster Instanz anerkannt.
Unerlaubte Einreisen mehr als halbiert
Hierzulande hat sich zum Jahresende die Zahl der unerlaubten Einreisen beziehungsweise der Versuche mehr als halbiert: Die Bundespolizei habe 2016 rund 111.000 „festgestellte und beanzeigte unerlaubt eingereiste Personen inklusive Versuche“ registriert, berichtet die „Heilbronner Stimme“. Ende November 2017 habe die Zahl bei 45.792 gelegen. Die Zeitung beruft sich auf die Bundespolizei. Im Oktober und November 2017 wurden demnach jeweils etwa 4.000 Fälle registriert. Lege man eine ähnliche Zahl für Dezember zugrunde, sei für 2017 von einer Gesamtzahl von knapp 50.000 auszugehen.
In der Debatte über den Familiennachzug für subsidiär geschützte Flüchtlinge hierzulande will die Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht keine weiteren Härten gegenüber Frauen und Kindern. Die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) habe dazu geführt, dass vor allem junge Männer gekommen seien, sagte sie der „Rhein-Neckar-Zeitung“. Das zeige, wie „fehlerhaft“ der Ansatz gewesen sei. „Aber das kann man nicht dadurch korrigieren, dass man ausgerechnet gegenüber Frauen und Kindern Härte demonstriert. Wer so handelt, sollte sich nicht christlich nennen.“
Auch der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn meldete sich in der Debatte über Migration und Flucht zu Wort und mahnte mehr Solidarität in Europa an. „Wir brauchen eine europäische Flüchtlingspolitik, Migrationspolitik. Das ist eine Sache von uns allen“, sagte er dem Deutschlandfunk. Nötig seien europäische Gesetze. „Die Migrationspolitik wird nicht von einem einzigen Land, schon gar nicht von den Größten, selbst bewältigt.“ (KNA)