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Der ukrainische Präsident Selenskyj bei seiner Videoansprache
© dpa/AP/Uncredited/Pressebüro des ukrainischen Präsidenten

Selenskyj will Bestrafung von Gräueltaten: „Wir werden nicht vergeben, wir werden nicht vergessen“

Der ukrainische Präsident fordert ein Tribunal, um Verbrechen im Krieg zu sühnen. Vom Westen verlangt Selenskyj weitere Sanktionen gegen Russland.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat in einer neuen Videobotschaft dem russischen Militär Gräueltaten vorgeworfen. „Eine ganze Familie wurde heute in Irpin ermordet: Ein Mann, eine Frau und zwei Kinder – direkt auf der Straße, als sie versucht haben, die Stadt zu verlassen. Auf der Flucht“, betont Selenskyj in seinem am Sonntagabend veröffentlichen Statement. Er bezieht sich dabei auf Bilder, die seit Stunden durchs Netz gehen. Genauso wie Videoaufnahmen, die zeigen, wie eine Granate in eine Straße der Kleinstadt, die etwa 25 Kilometer nordwestlich von Kiew liegt, einschlägt.

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Weitere Fotos zeigen, wie Soldaten Anwohnerinnen und Anwohner älteren Menschen über die Trümmer halfen. „Wie viele Familien mussten in der Ukraine sterben?“, fragt Selenskyj weiter und hat noch eine deutliche Botschaft parat: „Wir werden nicht vergeben und wir werden nicht vergesse“. Dann ruft er dazu auf, ein Tribunal einzurichten, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen: „Wir werden jeden bestrafen, der in diesem Krieg Gräueltaten begangen hat.“

Kritik am Westen für fehlende Reaktion

Weiter forderte er den Westen auf, die Sanktionen gegen Russland zu erweitern. Er kritisierte westliche Staats- und Regierungschefs dafür, nicht reagiert zu haben, nachdem das russische Verteidigungsministeriums mit einer Ausweitung der Angriffe auf militärisch-industrielle Anlagen in der Ukraine gedroht hatte. Dies sei „Teil der Aufgabe, die Ukraine zu entmilitarisieren“.

Selenskyj sagte in der Videobotschaft, in den teils vor Jahrzehnten gebauten Fabriken arbeiteten Tausende Menschen, sie befänden sich in Städten und Hunderttausende Menschen lebten in ihrer Nähe. Die „Dreistigkeit des Aggressors“ sei ein klares Zeichen für den Westen, dass Sanktionen gegen Russland nicht ausreichten. Er habe aber nicht mitbekommen, dass auch nur ein einziger führender Politiker darauf reagiert habe. „Denken Sie an das Gefühl der Straffreiheit der Invasoren“, appellierte Selenskyj. Russland könne seine „geplanten Gräueltaten“ ankündigen, weil es keine Reaktion gebe.

Die russische Armee hat indessen ihre Luftangriffe auf die zweitgrößte Stadt der Ukraine, Charkiw, in der Nacht zum Montag fortgesetzt. Ein Journalist der Nachrichtenagentur AFP berichtete, dass dabei unter anderem ein Sportkomplex einer Universität und ein Wohnblock getroffen wurden. Vor dem Wohngebäude lagen demnach mehrere Leichen neben einem Auto. Unterdessen konzentrierten die russischen Truppen nach Angaben des ukrainischen Generalstabs ihre Angriffe neben Charkiw im Osten des Landes auch auf Sumy im Nordosten und Mykolajew im Süden.

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Moskau sammelt Ressourcen für Kiew

Der Generalstab warnte weiterhin, dass Moskau seine „Ressourcen für einen Angriff“ auf Kiew sammelt. In der Hauptstadt hielt sich die Armee bereit, die letzte Brücke, die die Stadt mit dem westlichen Umland verbindet, zu zerstören. „Wenn wir den Befehl von oben erhalten oder sehen, dass die Russen vorrücken, werden wir sie sprengen“, sagte ein Mitglied einer Freiwilligeneinheit der AFP. Dabei sollten „so viele feindliche Panzer wie möglich“ zerstört werden.

Eine Brücke, die aus der Stadt Irpin herausführt, wurde komplett zerstört.
Eine Brücke, die aus der Stadt Irpin herausführt, wurde komplett zerstört.
© Mykhaylox Palinchakx/IMAGO/ZUMA Wire

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Unterdessen berichtete die US-Zeitung „Wall Street Journal“ unter Berufung auf US-Regierungskreise, dass Russland im Häuserkampf erfahrene Kämpfer aus Syrien rekrutiert habe. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba gab indessen an, dass 20.000 Ausländer in die Ukraine gekommen seien, um sich den Freiwilligen-Verbänden anzuschließen. (mit Agenturen)

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