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Ulrike Trebesius und Bernd Lucke
© dpa

Ulrike Trebesius soll Bernd Lucke nachfolgen: "Wir sind das Gehirn, das die AfD verließ"

Ulrike Trebesius soll neue Vorsitzende von Alfa werden, der Partei von Ex-AfD-Chef Lucke. Der Schatten der AfD macht Alfa noch immer zu schaffen.

Die Probleme, mit denen sich Ulrike Trebesius rumschlagen muss, fangen schon beim Namen an. Die EU-Abgeordnete ist Generalsekretärin von Alfa, jetzt soll sie dort zur Chefin aufsteigen. Alfa, das ist die Partei, die vor einem Jahr als AfD-Abspaltung rund um deren Gründer Bernd Lucke entstand. Doch die „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ könnte schon bald ihren Namen verlieren. Vor einer Woche gewann der Augsburger Verein „Aktion Lebensrecht für Alle“ (Alfa) die erste Runde eines Namensstreits vor Gericht.

Es sind nicht die einzigen Startschwierigkeiten. „Bernd Lucke wird in den Medien nicht als Alfa-Chef wahrgenommen, sondern als Ex-AfD-Vorsitzender. Das ist ein Makel, von dem wir uns befreien wollen“, sagte Trebesius am Mittwoch dem Tagesspiegel. Am kommenden Wochenende soll beim Bundesparteitag im vorpommerschen Demmin eine Arbeitsteilung beschlossen werden: Trebesius soll die Führung von Lucke übernehmen, dieser dafür Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl werden.

Kopflastige Kost gegen die Provokationen der AfD

Die Zusammenarbeit zwischen dem VWL-Professor und der 46 Jahre alten Bauingenieurin aus Schleswig-Holstein ist schon seit alten AfD-Tagen eng. So hatte Lucke Trebesius ins Rennen geschickt, um den Einzug der jetzigen AfD-Vizechefin Beatrix von Storch ins EU-Parlament zu verhindern. Das misslang. In der AfD begriff Trebesius sich als Teil des liberalen Flügels. Inzwischen sagt sie, dass man dort die Stärke der rechtsnationalen Kräfte unterschätzt habe. „Wir sind das Gehirn, das den Körper verlassen hat“, meint Trebesius mit Blick auf den Austritt der Lucke-Unterstützer aus der AfD.

Vielleicht liegt darin aber auch für Alfa ein Problem. Den Provokationen, die die AfD überproportional oft in die Medien bringen, setzt Alfa vor allem kopflastige Kost entgegen. Auch wegen der Erfahrungen aus ihren AfD-Tagen will Trebesius, die in Halle an der Saale aufwuchs, schrille Töne vermeiden. Eine Reform der EU, außerdem das Eintreten für TTIP: Emotionale Bindungen rufen diese Themen in Zeiten der alles dominierenden Flüchtlingsfrage bei Wählern nicht hervor. In den Umfragen bleibt Alfa unterhalb der Nachweisgrenze.

So wird schon spekuliert, dass die Personalrochade in erster Linie den Absprung Luckes aus dem mühsamen Parteigeschäft vorbereitet. Er und Trebesius sind bis 2019 nach Brüssel gewählt. Gut möglich, dass Lucke einen letzten Kampf noch führt – und sich danach Aufgaben jenseits der Politik zuwenden wird.

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