Merkels Skiunfall: "Wir müssen regieren"
Die Kanzlerin hat sich beim Skifahren das Becken angebrochen. Mancher ihrer Vorgänger hat auch schon mit Schmerzen regiert.
Nicht von allen Krankheiten oder Ausfällen von Kanzlern in den vergangenen vier Jahrzehnten hat die Öffentlichkeit schnell erfahren. So machte Willy Brandts Kanzleramtschef Horst Ehmke erst in seinen Erinnerungen bekannt, dass der SPD-Politiker nach seiner Wiederwahl 1972 tageweise angeblich krank war, tatsächlich an „Anfällen von Melancholie und Selbstzweifeln“ (Ehmke) litt, nicht ins Kanzleramt kam und auch für niemand zu erreichen war. Ehmke, der dringend Unterschriften brauchte, besuchte Brandt deshalb zu Hause, trat mit einer Flasche Rotwein und zwei Gläsern an dessen Bett und forderte: „Willy, aufstehen, wir müssen regieren.“ Brandts Nachfolger Helmut Schmidt litt sieben Jahre nach der Regierungsübernahme an gefährlichen Herzproblemen. Als dem Regierungschef im Herbst 1981 im Bundeswehrkrankenhaus Koblenz ein Herzschrittmacher eingepflanzt wurde, spekulierten die Medien deshalb schon über mögliche Nachfolger. Helmut Kohl (CDU) ließ verbreiten, er sei an einer Grippe erkrankt, als er sich 1995 wegen einer Prostata-Infektion im Hospital behandeln ließ. Angela Merkel dagegen informierte bei einer früheren Verletzung am Knie korrekt über einen Krankenhausaufenthalt: Im Frühjahr 2011 ließ sie sich in der Charité einen Riss des Innenmeniskus flicken. Bei mehreren Terminen scheute sie sich nicht, mit Gehhilfen an die Öffentlichkeit zu treten.