Nahles-Herausforderin Simone Lange: "Wir brauchen wenigstens eine Doppelspitze"
Flensburgs Oberbürgermeisterin will weiter am 22. April gegen Andrea Nahles um den SPD-Parteivorsitz kandidieren. Am Freitag beginnt ihre Wahlkampftour in Spandau.
Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange (SPD) hat ihre Partei aufgefordert, ernst zu machen mit der Erneuerung der Sozialdemokratie. Dafür brauche man aber unabhängige Köpfe. Dem Tagesspiegel sagte sie: "Wir brauchen wenigstens eine Doppelspitze." Lange glaubt, dass eine Erneuerung mit Andrea Nahles in einer Doppelfunktion nicht glaubhaft funktionieren könne. Sie sagte: „Wir können uns als Partei nicht glaubhaft erneuern, wenn etwa die Parteivorsitzende gleichzeitig die Fraktionschefin ist, die wiederum die Regierungslinie zu vertreten hat."
Am heutigen Freitag wird die Oberbürgermeisterin, die in Thüringen geboren wurde und auch schon im Landtag von Schleswig-Holstein als Abgeordnete saß, ihre Wahlkampftour vorstellen. In der Bundesparteizentrale der SPD, im Willy-Brandt-Haus, wird sie ihre Pläne erläutern. Danach wird sie ihren ersten Auftritt vor SPD-Mitgliedern in Spandau haben, wo sie am Abend im Rathaus sprechen wird.
Die 41-Jährige will auf dem SPD-Sonderparteitag am 22. April in Wiesbaden gegen Bundestags-Fraktionschefin Nahles antreten und wirbt für eine basisdemokratische Entscheidung. Alle Mitglieder sollen den neuen Parteichef wählen dürfen. Dazu sei eine Urabstimmung geeignet.
Nach dem Rücktritt von Martin Schulz als Parteichef hatte die SPD-Spitze sich für die Bundestags-Fraktionschefin Nahles als Nachfolgerin ausgesprochen. Um den Eindruck zu vermeiden, es würden Fakten geschaffen, übernahm zunächst der stellvertretende Parteivorsitzende Olaf Scholz kommissarisch den Posten. An der Basis kritisierten dennoch viele, dass der Parteivorsitz damit von oben herab bestimmt werde und die Mitglieder nicht mitreden dürften.
Nach der historischen Niederlage der SPD bei der Bundestagswahl ist der Ruf nach mehr Mitsprache und Erneuerung in der Partei lauter geworden. Lange fordert unter anderem, die SPD müsse sich für die unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) verabschiedete Agenda 2010, zu der die Einführung von Hartz IV gehörte, entschuldigen. Die Partei müsse für einen sozialen Fortschritt stehen.