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Ist ein Strategiegipfel mit Wieler (r.), Drosten (M.), Spahn und Co. der nächste Schritt?
© Bernd von Jutrczenka/dpa

Fortschritt im Pandemiekampf? Fehlanzeige!: Wir brauchen Strategie- statt Impfgipfel

Politisch gelingt in der Coronakrise wenig. Deshalb braucht es jetzt fachübergreifende Beratungen, Schwarmintelligenz gewissermaßen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Das ist ja wirklich der Gipfel – das mit dem Impfen. Großartig, der Satz von Bundeskanzlerin Angela Merkel, dass es jetzt „Berechenbarkeit“ gebe. Das Wort soll wohl sedieren. Na ja, ganz so ist es nicht.

Keine und keiner weiß, was nicht noch alles in der nächsten Zeit passiert. Eine kleine Pumpe funktioniert nicht, und schon gibt es bei der Impfstoffproduktion wieder Verzögerungen. Weitere Verzögerungen, um genau zu sein. Der Unmut ist groß – und verständlich. So wie das bisher gelaufen beziehungsweise nicht gelaufen ist... Daran hat der digitale Impfgipfel am Montag im Kanzleramt auch nichts geändert.

„Leider enttäuschend“, wie FDP-Chef Christian Lindner es gesagt hat, ist noch nett. Man könnte auch ironisch sagen: Gut, dass wir mal darüber geredet haben. Galliger ausgedrückt: Die Regierenden in ihren Homeoffices, die wunderbar umsorgt werden, denen weitgehend alles abgenommen wird, haben gut reden.

Bisher ist aber eigentlich nicht viel gelungen. Kurzfristig ist der Impf-Rückstand gegenüber anderen Ländern nicht aufgeholt, mittelfristig keine überzeugende Strategie für die Behandlung der Coronakrise entwickelt worden. Stattdessen wird der Fortschritt im Kampf gegen die Pandemie langsamer und langsamer, und so ganz allmählich wird ein Dauer-Lockdown bis zum Sommer daraus. Wenn nicht länger.

Das einzige, was wir haben, sagt sinngemäß Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der christsoziale Parteichef, ist das Impfen – Gott bewahre, wenn das alles ist. Ach, und die Masken nicht zu vergessen, von denen anfangs viele, viele, die heute anders reden, keineswegs überzeugt waren, RKI-Chef Lothar Wieler etwa.

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Jetzt sind sie zur Pflicht geworden, und sie werden Alltag werden, endgültig. Die nächste Grippewelle kommt bestimmt, im Oktober, und da kann man die Maske gleich anlassen. Weil sie hilft. So ähnlich sagt es auch schon der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt.

Viel hilft viel, sagt man gemeinhin. Aber was hilft viel, und wem, und wann? Gute Frage. Immer noch, nach einem Jahr Corona. Die Krisengipfel alle 14 Tage beruhigen nicht mehr, sondern beunruhigen. Weil die Politik nicht nachvollziehbar den Eindruck vermittelt, sie habe die Sache im Griff.

Wie wäre es als nächstes mit einem Strategiegipfel?

Wie wäre es nach dem Impfgipfel mit einem Strategiegipfel? Einer mit widerstreitenden Epidemiologen, Virologen, Physikern, Finanzwissenschaftlern, Psychologen, dazu Parlamentspräsident:innen und dem Chef des Bundesverfassungsgerichts.

Lasst sie halt aufeinander prallen, die Thesen, die Meinungen, die Sorgen, Nöte, Ängste, alles. Eine große Aufgabe erfordert eine konzertierte Aktion. Mit Schwarmintelligenz gewissermaßen.

Nicht nur mal so am Rande: Wo die Lage unter Kontrolle ist, muss nicht noch weiter in Grundrechte eingegriffen werden. Wir sollten uns nicht zu sehr daran gewöhnen; die Verfassung ist ein zu kostbares Gut.

Also ein Konsilium, ein großes, fachübergreifendes, notfalls über mehr als einen Tag. Um dann miteinander das Für und Wider innovativer und regionaler Schutzkonzepte zu erörtern, der Situation angemessen. Und um die Zeit nach dem Lockdown zu planen, mit Öffnungen logischerweise. Wenn die Zahlen runtergehen, muss man das doch auch entsprechend würdigen. Nicht dass unsere Gesellschaft über das Virus noch krank wird.

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