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"The Republic"-Initiator Armin Petschner-Multari.
© The Republic

Kampagnen-Plattform „The Republic“: Wie Unionsleute einem „linken Zeitgeist“ trotzen wollen

Eine neue Kampagnen-Plattform will konservativen Werten wieder mehr Gehör verschaffen. Dafür bedient sie sich zum Start populistischer Methoden der Zuspitzung.

Es ist ein Zusammenschnitt, der den Eindruck eines außer Kontrolle geratenen Landes zeichnet, das SPD, Grüne und Linke umgestalten wollen: Von der Enteignungsdebatte in Berlin, Kevin Kühnerts Sozialismus-Aussagen, linksextremen Ausschreitungen in Leipzig bis zur Kölner Silvesternacht ist alles dabei. Unterlegt ist das mit epischer Musik und schließlich dem Schriftzug: „Deutschland steht am Scheideweg! Gemeinsam in die Offensive! The Republic!“

Der Trailer der neuen Kampagnen-Plattform „The Republic“ ist 2:19 Minuten lang und wird munter verbreitet – und kritisiert.

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Der Start ist auch aus Sicht der Unterstützer eher suboptimal gelaufen. CDU-Mitglied Caroline Bosbach, deren Gesicht ganz prominent auf der dazugehörigen Website platziert ist, wo sie als neue Kolumnistin aufgeführt wird, sagt dem Tagesspiegel am Telefon: „Ich fühle mich jetzt schon genötigt, das Projekt zu verteidigen, weil es wieder mal niemand schafft, zwischen ,konservativ’ und ,AfD-nah’ zu unterscheiden.“ AfD-nah will Bosbach auf keinen Fall sein.

Allerdings kann der Eindruck durchaus entstehen. Die Ästhetik des Videos und die reißerischen Überschriften auf der Website erinnern an Donald Trumps Methoden der Zuspitzung, an populistische Panikmache. Mehrere Unionspolitiker haben sich öffentlich distanziert. Darunter Dorothee Bär und Matthias Hauer.

Friedrich Merz war beim Spendendinner dabei

Sie habe das Video auch am Donnerstag zum ersten Mal gesehen, sagt die 31-jährige Bosbach, Tochter des ehemaligen Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach. Sie könne ein bisschen verstehen, dass man es plakativ fände. Doch ihr geht es vor allem darum, bürgerlichen, konservativen Positionen wieder mehr Gehör und Respekt zu verschaffen.

Das will auch Friedrich Merz. Er war im August bei einem Spendendinner für „The Republic” dabei, will aber ausdrücklich nicht der Frontmann sein und ist auch nicht Mitgründer. Wenn es in die falsche Richtung geht, wird er das klar benennen.

Ein junges CSU-Mitglied als Initiator

Hinter „The Republic” steht ein Team um CSU-Mitglied Armin Petschner-Multari, 32, der auf Unionspolitiker wie Merz oder Bosbach zugegangen war. Er hatte wegen des Trailers fest mit einem Sturm der Entrüstung gerechnet, gerade im linken Lager. Aber, das gehört für ihn zum Handwerk dazu: Das Hauptziel, Aufmerksamkeit für den Start zu generieren, sei erreicht worden. „Wir haben einen Nerv getroffen. Von Plön bis Garmisch-Partenkirchen erreichen uns positive Reaktionen, die Leute sagen: Endlich traut sich jemand was“, sagt er im Gespräch mit dem Tagesspiegel.

In Zeiten von Fridays for Future und anderen Kampagnenbewegungen im linken Lager wie Campact würden sich viele junge Leuten in der Zeitgeist-Debatte nicht mehr repräsentiert fühlen. Der Zeitgeist sei nicht so links, wie es den Anschein habe. „Es gibt noch eine Jugend neben Luisa Neubauer.“ Neben drei Vollzeit- und vier Teilzeitstellen gebe es zehn Kolumnisten und rund 1000 Unterstützer. Bisher wurden rund 200.000 Euro für die neue Kampagnen-Organisation eingesammelt. 500.000 Euro sind das Ziel.

Das erste Projekt: eine Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks

Eigentlich sollte die Kampagnen-Plattform schon im Wahlkampf stehen, auch weil es Unmut über die schlappe Wahlkampagne des Konrad-Adenauer-Hauses gab. Aber finanzielle und organisatorische Fragen verzögerten den Start. Ein erstes großes Projekt soll nun Druck für eine Reform des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks sein. „Der muss schlanker werden.“

Petschner-Mutari betont, es gebe viele mittelständische Unternehmer, die das Projekt unterstützen, auch weil sie, wenn sie das falsch produzieren oder gut verdienen, in der öffentlichen Debatte oft als Buhmann hingestellt würden, sagt er mit Blick auf die ganzen Klima- oder Umverteilungsdebatten. Es sei eine Graswurzelbewegung von vor allem jungen Anhängern von CDU, CSU und FDP.

„The Republic” sei ein Start-Up, „das nicht von finsteren Mächten finanziert wird und auch nicht von Parteigranden gegründet wurde. Wir sind junge Konservative und Liberale, die sich politisch engagieren”.

Und Petschner-Multari hat auch etwas Spaß daran, wenn er seine Gegner im linken Lager damit überraschen kann, dass er vielleicht gar nicht so in ihr Weltbild hineinpasst: „Ich bin 32, mit einem Australier verheiratet und privat eher kosmopolitisch geprägt.”

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