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Zwei Präsidenten, ein Ziel. Doch weder Horst Köhler (links) noch Christian Wulff (rechts) kamen je in Ouagadougou an.
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Rücktritt des Bundespräsidenten: Wie sich Deutschland für zwei abhanden gekommene Präsidenten entschuldigt

Erst wollte Horst Köhler nach Burkina Faso reisen und trat kurz vorher zurück. Dann wollte Christian Wulff nach Burkina Faso reisen, doch auch ihn hielt es nicht lange genug im Amt.

Es gibt schönere Termine für einen Botschafter, als einen hohen Besuch abzusagen. Doch in dieser Woche musste Christian Germann genau das tun. Der 62-jährige deutsche Botschafter in Burkina Faso ging persönlich zum Präsidialamt in Ouagadougou, um mitzuteilen, dass der Bundespräsident Christian Wulff nun doch nicht am Sonntag in der Hauptstadt des westafrikanischen Landes eintreffen wird. Denn Christian Wulff ist, wie vor ihm schon Horst Köhler kurz vor einem Besuch in Burkina Faso, zurückgetreten, bevor er die Reise antreten konnte. Vermutlich ist Germann auf seiner vorhergehenden Station in Santo Domingo nie in eine ähnliche Verlegenheit geraten. Aber er konnte auf seine Erfahrungen als Stellvertreter der Protokollabteilung im Auswärtigen Amt zurückgreifen, wo er 1993 bis 1996 gearbeitet hat. Germann ist erst seit dem vergangenen Jahr Botschafter in Burkina Faos. Derweil ist im Bundespräsidialamt in Berlin an einem höflichen und erklärenden Brief gearbeitet worden, in dem die zweite Absage innerhalb von zwei Jahren begründet wird. Voodoo oder der "Fluch von Ouagadougou", die außerhalb des Bundespräsidialamts und insbesondere von Afrikanern als mögliche Erklärungen für das bemerkenswerte Zusammentreffen der Ereignisse gesehen werden, spielen in dem Brief selbstverständlich keine Rolle.

Marie Odile Bonkoungou Balima, die neue Botschafterin aus Burkina Faso wird in dieser Woche von Horst Seehofer ihre Akkreditierungsurkunde bekommen. Dann kann sich Seehofer gleich für den zweiten abhanden gekommenen Präsidenten bei ihr entschuldigen.
Marie Odile Bonkoungou Balima, die neue Botschafterin aus Burkina Faso wird in dieser Woche von Horst Seehofer ihre Akkreditierungsurkunde bekommen. Dann kann sich Seehofer gleich für den zweiten abhanden gekommenen Präsidenten bei ihr entschuldigen.
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Das Auswärtige Amt hat sich in Berlin ebenfalls Mühe gegeben, die Enttäuschung in Burkina Faso, Tansania und Sambia, wohin Wulff nach der Station in Ouagadougou reisen wollte, zu mildern. Schon Anfang der Woche empfing der Afrikabeauftragte des Auswärtigen Amtes, Walter Lindner, die drei Botschafter persönlich, um die Absage zu erklären.

Und auch Horst Seehofer, der als Bundesratspräsident der offizielle Vertreter des absenten Präsidenten ist, bis ein neuer gewählt ist, wird in dieser Woche noch Gelegenheit für eine Entschuldigung bekommen. Denn er wird ausgerechnet der neuen Botschafterin von Burkina Faso, Marie Odile Bonkoungou Balima, ihre Akkreditierungsurkunde aushändigen. Bei dieser Gelegenheit hat Seehofer die Chance ebenfalls ein paar warme Worte zu finden. Marie Odile Bonkoungou Balima gehörte schon mehreren Kabinetten des seit 1987 durch einen Putsch an die Macht gekommenen Präsidenten Blaise Camparoe an. Die 49-Jährige war in der Regierung zuletzt für die Grundschulen und die Alphabetisierung zuständig.

Dagmar Dehmer

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