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Gregor Gysi im Bundestag
© dpa

Linkspartei: Wenn Gysi keinen Spaß mehr macht

Im "Stern" ist ein hartes Porträt über Linksfraktionschef Gregor Gysi erschienen. Dessen früherer Kompagnon Oskar Lafontaine, der auch nicht gut wegkommt, ist deshalb verärgert.

Es ist das wohl härteste Porträt, das je über Gregor Gysi geschrieben wurde. Unter der Überschrift „Politik. Macht. Einsam.“ druckte der "Stern" vergangene Woche eine Nahansicht des Linken-Politikers, schilderte einen „gesundheitlich und persönlich beschädigten Menschen“, der sich verberge hinter einer „fröhlichen Maske aus Ironie und Bildungszynismus“. Alleingelassen von Parteifreunden – früher hatte er wirklich Genossen, die auch Freunde waren –, verlassen von seiner Frau. „Süchtig nach Applaus, wie ein Junkie, der an der Nadel hängt“, schrieb Jens König, der Gysi seit mehr als 20 Jahren journalistisch begleitet und auch schon ein Buch über die Familie des Linken-Stars verfasst hat.

Ausführlich auf die Geschichte reagiert hat nun – Oskar Lafontaine. Er wird im „Stern“ als „skrupellos“ geschildert. Im Blog des parteinahen „Neuen Deutschlands“ (ND) moniert Lafontaine, 69, wie Gysi, 64, als „einsamer alter Mann“ dargestellt wird. Wichtige Zitate greift der Ex-Parteichef heraus – etwa eines von Lothar Bisky: „Gysi ist wie ein Gaukler, er braucht die Bühne, auf der er seine Kunststücke vollführen kann.“ Lafontaine erklärt, anders als andere habe er ein Gespräch mit König abgelehnt. Ihm sei klar gewesen, dass der nur Zitate gegen Gysi gesucht habe. Vehement widerspricht der Saarländer einem besonders pikanten Detail. Demnach soll er im Herbst 2011 „ausgerechnet einem Journalisten“ verraten haben, dass Gysi einen Hörsturz erlitten hatte, obwohl das nur ganz wenige wussten. Das stimme nicht, erklärt Lafontaine. Ihn ärgert, dass ND-Vizechefredakteur Wolfgang Hübner die „Stern“-Darstellung dazu als plausibel schilderte. Autor König versichert, er bleibe in diesem Punkt bei seiner Darstellung: „Diese Nummer ist 100-prozentig dicht.“

Lafontaine liest fast alles, was über ihn geschrieben steht. Nach dem Krach mit Gysi auf dem Göttinger Parteitag im Juni hatte er öffentliche Versöhnung zelebriert in der Berliner Auferstehungskirche und bei einer Bootstour an der Saar – waren das Täuschungsmanöver? Für den Ex-Vorsitzenden ist die Diskussion um Gysi „Selbstbeschäftigung“, mit der „eine kleine Minderheit“ in der Partei „nicht aufhören will“. Gysi ist von engsten Beratern geraten worden, den „Stern“ nicht zu lesen. Tagelang hielt er sich daran. Der Text über ihn berührt wunde Punkte. Diese Woche beim Frühstück mit Journalisten ging der Fraktionschef nur indirekt darauf ein: „Ich will Sie nicht mit Anekdoten vollstopfen. Das wird mir ja auch immer vorgehalten.“ Es läuft also nicht mehr so witzig mit Gysi. Aber vielleicht auch nicht so gut für Lafontaine.

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