Gaza-Konflikt zwischen Israel und Hamas: Weitere sieben Israelische Soldaten tot, Gespräche über Waffenruhe
Tag 14 der israelischen Offensive: US-Präsident Barack Obama zeigt sich „ernsthaft besorgt“ über steigende Opferzahlen. Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Führer der Hamas-Exilorganisation haben einen möglichen Waffenstillstand diskutiert.
Bei neuen Gefechten im Gazastreifen sind nach Angaben der israelischen Armee weitere sieben Soldaten getötet worden. "In den vergangenen 24 Stunden wurden sieben IDF-Soldaten bei Kämpfen mit Hamas-Terroristen in Gaza getötet", erklärte das Militär am Montag. Damit wurden bislang 25 israelische Soldaten seit Beginn der Kämpfe am 8. Juli getötet, auf palästinensischer Seite starben bis Montagnachmittag rund 550 Menschen.
Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und der Führer der Hamas-Exilorganisation, Chaled Maschaal, haben sich derweil am Montag in der katarischen Hauptstadt Doha getroffen, um Möglichkeiten für einen Waffenstillstand im blutigen Gaza-Konflikt zu erörtern. Es war ihr erstes Treffen seit Beginn der Offensive am 8. Juli.
Palästinensische Offizielle sprachen von gewissen Fortschritten, wiesen aber zugleich darauf hin, dass eine Einigung zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas weiterhin nicht in Reichweite sei. Maschaal wollte sich am Montagabend in einer Fernsehansprache zum Stand der Gespräche äußern.
Auch die ägyptische Regierung ist Regierungskreisen zufolge bereit, der radikal-islamischen Hamas entgegenzukommen. Der Vorschlag Ägyptens könne im Sinne der Hamas verändert werden, sagten drei Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur Reuters in Kairo. Die Verhandlungen über eine Feuerpause waren vergangene Woche gescheitert.
Obama „ernsthaft besorgt“ über steigende Opferzahlen
Ägypten hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach erfolgreich zwischen Israel und der Hamas vermittelt. “Es würde Ägypten nichts ausmachen, einige der Bedingungen der Hamas aufzunehmen, damit alle Seiten einem Abkommen zustimmen könnten“, sagte ein Regierungsvertreter.
Angesichts der dramatischen Lage in Gaza mit inzwischen mehr als 500 Toten reiste UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in die Region. Geplant war eine Unterredung mit Außenminister Sameh Schukri. Ban, der zuvor auch in Kuwait und Katar Gespräche über eine Waffenruhe geführt hatte, forderte Israel zur Zurückhaltung auf. "Israel muss viel mehr tun, um Zivilisten zu schützen", mahnte Ban am Sonntag in Doha. Auch der UN-Sicherheitsrat zeigte sich bei seiner Dringlichkeitssitzung am Sonntagabend tief besorgt über die wachsende Zahl der Todesopfer und forderte die sofortige Einstellung aller Kampfhandlungen.
Auch US-Präsident Barack Obama brachte seine Sorge über die wachsende Zahl von Toten im Gazakonflikt zum Ausdruck. „Wir sind ernsthaft besorgt über die steigende Zahl getöteter palästinensischer Zivilisten und den Verlust von israelischen Menschenleben“, sagte Obama am Montag auf dem Rasen des Weißen Hauses. Er habe Außenminister John Kerry angewiesen, bei seinem derzeitigen Besuch in der Region auf ein sofortiges Ende der Feindseligkeiten und eine Rückkehr zur im November 2012 vereinbarten Waffenruhe hinzuwirken. Israel habe zwar ein Recht auf Selbstverteidigung, aber der Infrastruktur der Palästinenserorganisation Hamas auch schon „bedeutenden Schaden“ zugefügt. Obama kündigte an, Kerry werde auf eine "sofortige Waffenruhe" dringen.
Dutzende Palästinenser sterben am Montag - darunter viele Kinder
Israel greift seit dem 8. Juli die Hamas im Gazastreifen aus der Luft an, um den Raketenbeschuss seiner Städte aus der Mittelmeer-Enklave heraus einzudämmen. Seit Donnerstag läuft eine Bodenoffensive der israelischen Armee im Gaza-Streifen. In den seit zwei Wochen dauernden Kämpfen sind bereits mehr als 500 Menschen gestorben.
Am Montag, dem 14. Tag der israelischen Offensive, wurden nach palästinensischen Angaben 31 Palästinenser getötet, darunter zahlreiche Kinder. Laut dem Armeeradio drangen am Morgen Hamas-Kämpfer durch zwei Tunnel aus dem Gazastreifen auf israelisches Gebiet vor. Zehn Kämpfer wurden laut der Armee bei Gefechten getötet, mehrere israelische Soldaten verletzt. Militante Palästinenser feuerten am Montag zudem Raketen und Granaten aus dem Gazastreifen ab, von denen 27 in Israel einschlugen und vier weitere vom Raketen-Abwehrsystem abgefangen wurden. Unter den Opfern im Gazastreifen waren am Montag neun Mitglieder einer Familie in Rafah, darunter sieben Kinder, zudem starben acht Familienangehörige, darunter vier Kinder, bei einem Luftangriff, wie die palästinensischen Rettungskräfte mitteilten. Vier Menschen wurden zudem getötet, als die dritte Etage des Krankenhauses der Märtyrer von Al-Aksa in Deir al-Balah getroffen wurde, wie ein palästinensischer Behördensprecher sagte.
Am Sonntag hatte es beim Beschuss des östlich von Gaza gelegenen Vororts Schedschaija mehr als 70 Tote gegeben. Insgesamt fielen an dem Tag mehr als 140 Palästinenser israelischen Angriffen zum Opfer. Am blutigsten Tag seit Beginn der Offensive, wurden zudem 13 israelische Soldaten getötet. Bis Montagnachmittag stieg die Opferzahl auf palästinensischer Seite auf knapp 550 Tote, tausend wurden verletzt, zehntausende flohen vor den Kämpfen.
Die Hamas fordert unter anderem eine Öffnung des Grenzübergangs zwischen Gaza und Ägypten. Nach dem Sturz des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi im vergangenen Jahr hatte die neue Regierung in Kairo den Grenzverkehr beschränkt und Schmugglertunnel zerstört. Dies hatte die Wirtschaftskrise im Gaza-Streifen verschärft. Außerdem fordert die Hamas eine Freilassung von Kämpfern, die in Israel in Haft sind. (dpa/Reuters/AFP)