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Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli erntete wegen dieses Fotos mit einer Luxusuhr einen Shitstorm.
© Hannibal Hanschke/dpa

Matthies meint: Was nur der Dalai Lama darf

Der Dalai Lama ist vermutlich der einzige, dem Neider die Rolex-Uhr unkommentiert durchgehen lassen. Sawsan Chebli gehört nicht in die Kategorie. Eine Glosse.

Armbanduhren sind so etwas wie Festnetztelefone: voll 20. Jahrhundert. Denn wer (wie wir alle) den ganzen Tag aufs Handy peilt oder den Monitor im Büro, der kriegt die Zeit umsonst dazu. Elitesoldaten, Weltumsegler und Amazonasforscher werden weiterhin nicht ohne Uhr am Handgelenk auskommen, aber sonst jemand?

Von wegen. Als Statussymbol sind Armbanduhren immer noch extrem aktuell. Für den Rapper die Rolex mit Brillis, das ist alternativlos. Der Vorstandsvorsitzende, der offiziell den einfachen Lebensstil pflegt und einen kleinen Hybrid fahren muss, hält sich mit einem dezenten Breitling-Chronographen schadlos, und die Kanzlerin, Weltmeisterin in demonstrativ ausgefeilter Bescheidenheit, trägt eine Boccia für 89 Euro, obwohl Wladimir Putin für sie jederzeit das ganze Dorf Glashütte mit allen Manufakturen erobern lassen würde – er weiß nur, dass es nichts nützt.

Neid ist in Deutschland eine mächtige Waffe

Wen haben wir noch? Der Papst hat eine Swatch, er fährt ja auch Klapperkisten, das passt. Aber wie ist es mit dem Dalai Lama und seiner Rolex? Was schert ihn überhaupt die Zeit? Er ist vermutlich der einzige Prominente, dem Neider die Protz-Uhr unkommentiert durchgehen lassen; Sawsan Chebli gehört nicht in diese Kategorie. Irgendwer hat am Wochenende ein vier Jahre altes Foto der heutigen Berliner SPD-Staatssekretärin mit 7500-Euro-Rolex ausgegraben und es bei Twitter mit dem Kommentar gepostet, es zeige alles, was man zum Zustand der Sozialdemokratie 2018 wissen müsse. Shitstorm, Hohn, das übliche Prozedere; Frau Chebli würde bei ihren notorisch rechtsradikalen Feinden allenfalls Beifall finden, wenn sie sich den ganzen Arm mitsamt Uhr abhackt. 2014 war sie Vizesprecherin im Auswärtigen Amt, ein Job, der genug abwirft für eine mittlere Rolex, wenn man ein paar Monate spart und Wert auf bling-bling legt.

Die andere Frage ist natürlich, ob es klug ist, sich als SPD-Exponent so zu verhalten. Neid ist in Deutschland eine mächtige Waffe, und die Wählerschaft sieht ihre Sozialdemokraten bekanntlich am liebsten im Pulli von C&A bei Bier und Buletten. Wer kein so gewaltiges Ego dirigiert wie Gerhard Schröder, der sollte daran denken. Oder sich gleich so rundum unangreifbar machen wie die Kanzlerin.

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