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Kim Jong Un, Machthaber von Nordkorea, in einem Militärunterstand.
© REUTERS

Atombombe zum Geburtstag: Warum Nordkorea weiter provoziert

Für die Welt ist der vierte Atombombentest Nordkoreas eine Bedrohung, für Diktator Kim Jong Un ist die unterirdische Detonation ein Geschenk: Er hat seine politische Position vielfach gestärkt.

Am Freitag feiert der nordkoreanische Diktator Kim Jong Un seinen 33. oder 32. Geburtstag – ganz genau weiß man es nicht, weil sein Geburtsdatum wahrscheinlich auf ein symbolischeres Jahr geändert worden ist – und es sieht so aus, als hätte er diesmal von seinen Militärs vorab ein ganz besonderes Geschenk bekommen: den erfolgreichen Test einer nuklearen Bombe, nach nordkoreanischen Angaben einer Wasserstoffbombe, Experten bezweifeln das allerdings. Was es auch war, die gewaltige unterirdische Detonation in Nordkorea am Mittwoch unterstreicht, dass das Land sein Atomwaffenprogramm weiterentwickelt – und das allein ist Bedrohung genug für die Nachbarstaaten und auch für den Rest der Welt.

Kim Jong Un hat seine politische Position vielfach gestärkt

Für den Diktator aber ist die Detonation tatsächlich ein Präsent. Kim Jong Un hat seine politische Position vielfach gestärkt. Im Innern, denn nun kann er vor dem ersten Kongress der allein herrschenden Arbeiterpartei seit 36 Jahren im Mai auf sein Atomwaffenprogramm als Ausdruck nationaler Stärke verweisen. Und nach außen hin besitzt Kim Jong Un mit dem nuklearen Programm wieder mehr Verhandlungsmasse. Er kann mittelfristig die USA und andere Nationen zu größeren Zugeständnissen zwingen. Im Gegenzug könnte er anbieten, das Programm zumindest einzufrieren.

Natürlich haben viele Nationen, darunter auch Deutschland, den Atomtest verurteilt. Natürlich werden die Vereinten Nationen in Kürze sehr wahrscheinlich erneut Sanktionen gegen das verarmte Land erlassen, doch dürften diese das Regime in Pjöngjang erneut kaum treffen. Die Nordkoreaner treiben nur sehr eingeschränkt internationalen Handel. So war es nach den nordkoreanischen Atomtests in den Jahren 2006, 2009 und 2013. Und so dürfte es auch diesmal kommen. Nordkorea weiß längst, was auf das Land zukommt – und testet die Bombe trotzdem.

Für den Rest der Welt überwiegt daher im Umgang mit Nordkoreas militärischen Provokationen vor allem Ratlosigkeit. Der Einfluss auf das Regime ist gering, selbst Chinas Wünsche finden bei seinem Partner immer weniger Gehör. Nordkorea hat auch das Reich der Mitte mit dem Atomtest wieder einmal verärgert. Dennoch wird China Nordkorea politisch nicht fallen lassen. Es fürchtet sich vor einem Kollaps des nordkoreanischen Regimes, der Peking hunderttausende Armutsflüchtlinge sowie US-Militärs unmittelbar an der Grenze bescheren könnte.

Alles deutet daher darauf hin, dass dies nicht der letzte Atomwaffentest Nordkoreas war. Das zeigen auch die Worte des nordkoreanischen Nachrichtensprechers Lee Chun Hee am Mittwoch: „Wir werden das nukleare Waffenprogramm nicht aufgeben, selbst wenn der Himmel einstürzt.“

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