Vertreibung der Rohingya: Warum Aung San Suu Kyi den Friedensnobelpreis behalten muss
Jetzt Aung San Suu Kyi den Nobelpreis abzuerkennen, würde ihrem Land Birma nur schaden. Ein Kommentar.
Das wäre mal ein Paukenschlag: Der Lady aus Birma, Aung San Suu Kyi, wird der Friedensnobelpreis entzogen, weil sie zuguckt, wie die muslimischen Rohingya systematisch massakriert werden! Das wäre nur konsequent, rufen die Befürworter. Doch, was wäre die Konsequenz – wenn es überhaupt möglich wäre?
Um es kurz zu machen: Es würde wohl nicht ein einziger Rohingya gerettet. Das starke Symbol, das ein solcher Schritt wäre, täte wohl einzig der westlichen Seele gut. Aung San Suu Kyi, die in ihrem Leben so oft so hart gegen sich wie andere war, um ihr Ziel zu erreichen – ein Birma unter ziviler Ägide, nicht unter militärischer –, würde es vielleicht schmerzen. Aber die Reaktion wäre wohl eher Trotz (die verstehen nicht, was hier los ist) als ein Umdenken. Und, so paradox es klingt, es würde dem ganzen Land schaden.
Türöffner für die Welt
Nicht zuletzt wegen des Nobelpreises hat die Welt den langmütigen persönlichen Widerstand Suu Kyis gegen die Junta – und damit das Land – immer im Blick gehabt. Sie hat 15 Jahre in Unfreiheit verbracht, Mann und Söhne in Großbritannien aufgegeben, immer wieder gemahnt. Diplomaten wie Investoren hingen an ihren Lippen, als die zaghafte Öffnung begann.
Die hatte aber nicht unbedingt damit zu tun, dass die Herrn Generäle plötzlich die Demokratie für die bessere Staatsform hielten, sondern auch damit, dass die einseitige Abhängigkeit von China das eigentlich reiche Land und so die Geschäfte der Militärs zunehmend in Bedrängnis brachte. Aung San Suu Kyis Freilassung und ihre politische Rolle waren der Türöffner zur Welt. In der Euphorie trat in den Hintergrund, dass die Ikone einen eisernen Willen hat, aber auch, dass sie zwar inzwischen das Gesicht der Regierung ist, ohne das Militär aber nichts durchsetzen kann. Hinzu kommt, dass die Generäle von jeher kein monolithischer Block waren.
Gegen die muslimischen Rohingya wird schon sehr lange Hass geschürt, der nicht erst begann, als ihnen ihr Staatsbürgerschaftsrecht 1982 und mit steten Demütigungen quasi alle Rechte genommen wurden. Die Mehrheit der buddhistischen Birmanen will sie nicht akzeptieren. Hinzu kommt, dass inzwischen eine militante Gruppe die Rechte der Rohingya durchsetzen will. Mit dem Kampf gegen diese „Terroristen“ versucht die Regierung nun – zivil wie militärisch –, Vertreibung oder sogar Ausrottung der Rohingya zu rechtfertigen. Eine fatale Entwicklung.
Dem Militär nicht in die Hände spielen
Es ist Unsinn, wenn Suu Kyi behauptet, sich auf die Seite einer Gruppe stellen zu müssen. Friedliche Lösungen kennen keine Seite. Ebenso unsinnig ist es, Suu Kyi für alles verantwortlich zu machen. Die Aberkennung des Nobelpreises würde sie schwächen und dem Militär in die Hände spielen.
Statt solcher Symbole ist Realpolitik gefordert, damit sich die Region nicht zu einem Unruheherd nach Vorlage des Palästinenserkonflikts entwickelt. Mehr als ein Drittel der Rohingya ist geflohen, jeden Tag gibt es neue Gräuel. Aus diesem Konflikt droht über Birma hinaus ein entsetzlicher Kampf Muslime gegen Nicht-Muslime zu werden, den nationalistische Politiker ausnutzen. Es ist höchste Zeit, dass die Asean, der Verbund der südostasiatischen Staaten, aktiv wird.
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