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Sicherheitskräfte eines Nürnberger Unternehmens misshandelten den Flüchtling in einer Unterkunft in Burbach schwer - und hielten die Taten auf ihren Mobiltelefonen fest.
© Polizei
Update

Flüchtlingsheim in Nordrhein-Westfalen: Wachpersonal soll Asylbewerber misshandelt haben

In einem Flüchtlingsheim in Nordrhein-Westfalen ist es offenbar zu gewalttätigen Übergriffen durch private Sicherheitskräfte auf Asylbewerber gekommen. Es ist nicht der erste Vorfall.

In einer Asylunterkunft in Burbach bei Siegen ist es offenbar zu Menschenrechtsverletzungen gekommen. Durch einen Hinweis an die örtliche Polizei ist am Freitag bekannt geworden, dass Sicherheitskräfte eines Nürnberger Unternehmens in der Einrichtungen Menschen schwer misshandelt und die Taten auf ihren Mobiltelefonen festgehalten haben. Polizei und Staatsanwaltschaft haben inzwischen vier Mitarbeiter dieser Firma festgenommen und ermitteln gegen sie unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung. Die zuständige Bezirksregierung in Arnsberg hat inzwischen dafür gesorgt, dass das Sicherheitsunternehmen seine Tätigkeit beenden und sich der private Betreiber erneut verpflichten musste, die vorgegebenen Standards einzuhalten.

Wachmänner waren vorbestraft

Regierungspräsident Gerd Bollermann (SPD) zeigte sich schockiert über die Vorfälle: „So etwas darf nicht vorkommen, wer Kriminelle beschäftigt, fliegt raus.“ Für die Behörden problematisch ist unter anderem der Umstand, dass die beiden Wachmänner, die einen jungen Algerier schwer misshandelt haben, offenbar wegen einschlägiger Delikte vorbestraft waren. Auf einem Foto, das im September aufgenommen worden ist, liegt ein gefesselter Asylbewerber auf dem Boden, zwei Bewacher posieren grinsend vor ihm, einer stellt seinen schweren Stiefel in dessen Nacken.

Auch der Asylbewerber wurde inzwischen von der Polizei und Staatsanwaltschaft vernommen. Entgegen erster Hinweise gibt es bisher nach Aussagen der beteiligten Behörden keine Anhaltspunkte dafür, dass es sich um eine Straftat mit rechtsradikalem Hintergrund handelt.
Als die Hinweise am vergangenen Freitag bei der Polizei in Siegen eingingen, handelten die Behörden rasch. Noch im Laufe des Tages fanden umfangreiche Durchsuchungen statt, wurde weiteres Beweismaterial sichergestellt. Die beiden Wachleute der Nürnberger Firma „SKI Wach“ arbeiteten zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in Siegen, das Unternehmen hatte sich von ihnen offenbar schon vorher getrennt.

In dem Asylbewerberheim leben zur Zeit etwa 700 Menschen, überwiegend männliche Asylsuchende aus dem nordafrikanischen Raum. Die Einrichtung in der ehemaligen Siegerlandkaserne wird vom Essener Unternehmen European Homecare (EHC) im Auftrag des Regierungspräsidenten Arnsberg betrieben. Für die Sicherheit hatte EHC wiederum die Nürnberger Firma SKI eingeschaltet. In einem Krisengespräch noch am Freitagabend wurde EHC gezwungen, sich von SKI zu trennen. Außerdem verpflichtete der Regierungspräsident das Unternehmen, eine Liste mit zusätzlichen Standards einzuhalten, was EHC bis Sonntag schriftlich zugesagt hat.

Zehn Anzeigen wegen Übergriffen durch Wachpersonal

Trotzdem taucht inzwischen die Frage auf, ob es angesichts der Privatisierung solcher Tätigkeiten nicht an einer entsprechenden Überwachung gemangelt hat. „Wir gehen dem nach“, versprach Bollermann, zumal es weitere Hinweise auf Übergriffe gibt. In mindestens einem Fall existiert ein Video, in dem ebenfalls in Siegen ein Asylbewerber misshandelt wird. Die Sicherheitslage in dem Heim ist ohnehin kritisch. Die Polizei musste allein 350 mal in dieser Einrichtung Streit schlichten oder Straftaten der Asylsuchenden untereinander aufnehmen. „Das geht quer durch das Strafgesetzbuch, von Körperverletzung bis hin zu Vergewaltigung“, berichtet ein Insider, in insgesamt zehn Fällen gab es allerdings auch Anzeigen wegen möglicher Übergriffe durch das Wachpersonal.

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