Frauenquote: Von Norwegen Gleichstellung lernen
Ministerin Schröder trifft ihren Kollegen aus Oslo.
Berlin - Am Freitag hat Bundesfamilienministerin Kristina Schröder ein echtes Vorbild in Sachen Gleichberechtigung getroffen. Audun Lysbakken, der erst 33-jährige Kinder- und Gleichstellungsminister von Norwegen, hat im Winter vier Monate Elternzeit genommen und will, dass sich auch andere Männer trauen, im Job eine Zeit lang auszusetzen. Das skandinavische Land wird in Gleichstellungsfragen ohnehin oft als Vergleich herangezogen – meistens verliert Deutschland dabei. Aber einen „Boys’ Day“, bei dem Jungen für soziale Berufe begeistert werden sollen, wie ihn die Ministerin und ihr norwegischer Kollege bereits am Donnerstag besuchten, den gibt es in Norwegen nicht. „Ich werde das als Inspiration mit nach Hause nehmen“, sagte Lysbakken nach dem Termin in einem Berliner Altersheim dem Tagesspiegel, „denn wir haben genau wie Deutschland einen Männermangel im sozialen Bereich“.
Doch das Gespräch zwischen Schröder und Lysbakken drehte sich nicht nur um den Mangel an Männern, sondern vor allem um den Mangel an Frauen – in Führungspositionen nämlich. Norwegen hat schon 2003 für Aufsichtsräte großer Unternehmen eine verpflichtende Frauenquote von 40 Prozent beschlossen. Seit 2008 müssen große Firmen, die nicht genug Frauen im Aufsichtsrat haben, mit harten Strafen rechnen. Das hat gewirkt, innerhalb kürzester Zeit war die Quote voll erfüllt.
„Am Anfang wurde das Thema in Norwegen sehr kontrovers diskutiert, doch inzwischen ist es ganz normal“, sagte Lysbakken. „Keine der Befürchtungen, es könne qualitativ negative Folgen haben, hat sich bewahrheitet.“ Die Entwicklung habe bewiesen, dass es nicht zu wenig qualifizierte Frauen gebe, sondern nur zu wenig Förderung. Der norwegische Minister vertritt eine andere Position als Familienministerin Schröder, die bisher darauf drängt, die Wirtschaft solle die Anzahl von Frauen in den Führungsetagen auf freiwilliger Basis erhöhen: „Deutschland muss seinen eigenen Weg finden, aber bei uns hat es mit freiwilligen Abkommen nicht funktioniert. Es ist nicht genug passiert und irgendwann haben wir gesagt: Genug ist genug“, sagte der Gleichstellungsminister. Allerdings ist es noch unsicher, ob der Effekt der Quote als „Augenöffner für die Gesellschaft“, den sich der junge Minister wünscht, eintritt. Denn ob mehr Frauen im Aufsichtsrat auch mehr Frauen in den führenden Managementpositionen bedeutet, muss sich aus seiner Sicht noch zeigen. Man müsse dem Gesetz etwas Zeit geben, sagte er.
Doch Gleichberechtigung – das betonte Lysbakken mehrfach – ist nicht nur eine Frage der Frauenförderung. „Wir Männer wollen endlich als Väter ernst genommen werden“, sagte Lysbakken. „Moderne Männer wollen mehr Zeit mit der Familie verbringen, das muss in der Gesellschaft anerkannt werden.“ Hier sei sowohl in Norwegen als auch in Deutschland noch viel zu tun. Elisa Simantke
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