Eine kleine Chronologie der Entwicklungshilfe: Von der Hilfe zur "Partnerschaft"
Seit dem Marshall-Plan für den Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg gibt es organisierte Entwicklungshilfe. Doch in welchen Fällen sie hilft oder in welchen sie sogar schadet, ist schwer zu beantworten. Die Zusammenarbeit mit Entwicklungsländern unterliegt internationalen Moden, wirtschaftlichen Expansionsstrategien von Geberländern, aber auch politischen Prioritäten. Eine kleine Chronologie wichtiger Trends.
1944 bis 1946
Die Vereinten Nationen werden gegründet und mit den UN auch der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank. Die ersten Hilfsfälle waren Europa und Japan nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Geberstaaten waren überschaubar – die USA und Großbritannien und in geringerem Umfang Frankreich. 1960 hatten es Nehmerländer im Schnitt mit zwölf Geberländern zu tun. Heute sind es im Schnitt 33.
Industrialisierung
In der Nachkriegszeit galt die Industrialisierung als wichtigstes Ziel der Entwicklungshilfe. Es gibt unzählige „weiße Elefanten“, also Projekte, die nie zu etwas geführt haben. Fabriken, die nie etwas produziert haben, oder Kraftwerke, die nie Strom produziert haben. Zeitlich lässt sich diese Phase nicht genau abschließen, weil es solche „Hilfen“ bis in die jüngste Zeit gegeben hat und weiter gibt.
Dekolonisierung
Die 50er und 60er Jahre des 20. Jahrhunderts waren geprägt von Unabhängigkeitskämpfen und der Entlassung ehemaliger Kolonien in eine eigene Staatlichkeit. Je nach Verlauf der Dekolonisierung – die letzten Staaten haben sich erst in den 80er und 90er Jahren ihre Unabhängigkeit erkämpft – gab es enge Beziehungen zu den ehemaligen Kolonialmächten oder starke Abgrenzungsbedürfnisse.
Der Kalte Krieg
Während der Blockkonfrontation des „Westens“ gegen den „Sozialismus“ war Entwicklungshilfe ein wichtiges Mittel im Kampf um Einfluss. Unzählige Diktaturen wurden von der einen oder anderen Seite mit Geschenken und Krediten gepäppelt, um sie nicht an die jeweils andere Seite zu verlieren. Es ging weniger um Hilfe als um eine Ausweitung des jeweiligen strategischen Einflusses.
Armut als Problem
In den 60er und 70er Jahren sind in vielen Industrieländern Entwicklungsministerien entstanden. Das Ziel der Hilfe sollte von nun an die Bekämpfung der Armut werden. Anstatt vor allem in große Infrastrukturprojekte zu investieren – Straßen, Staudämme –, sollte mehr in soziale Programme investiert werden. Auch die UN legten hier ihren Schwerpunkt. Die Zahl der Geberstaaten stieg stetig.
Strukturanpassung
Entwicklungstheoretikern gelten die 80er Jahre als „verlorene Dekade“. Die Weltbank vergab viele Entwicklungskredite, die an rigorose Strukturveränderungen gekoppelt waren. Staatsfirmen sollten privatisiert, öffentliche Infrastrukturen sollten dem Wettbewerb geöffnet werden. Das Ergebnis der Kreditprogramme war letztlich eine Staatsschuldenkrise in den Entwicklungsländern.
Der Rio-Gipfel
Nach dem Fall der Mauer schien alles möglich, sogar eine Überwindung der Armut. Beim Weltgipfel in Rio de Janeiro 1992 sollte aus einem besseren Umgang mit der Umwelt, der Herstellung von mehr globaler Gerechtigkeit und einer „Friedensdividende“ eine nachhaltige Entwicklung werden. Tatsächlich war der Rio-Gipfel der Beginn einer immer schnelleren Globalisierung.
Milleniumsziele
Die UN-Generalversammlung im Jahr 2000 beschloss Entwicklungsziele für das neue Jahrtausend (MDGs). Bis 2015 sollte die absolute Armut wie die Zahl der Hungernden halbiert werden. Es sind insgesamt acht Ziele: Gesundheitsziele, Umweltziele und die Aufforderung an die Industriestaaten, bis 2015 tatsächlich 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftskraft für die Förderung von Entwicklungszielen auszugeben.
Entschuldung
Nachdem die Entwicklungshilfe der 80er und 90er Jahre stark zur Verschuldung vieler Staaten beigetragen hatte, waren die 2000er Jahre die Zeit der Entschuldung. Von 2004 bis 2005 stieg die offizielle Entwicklungshilfe um 70 Prozent – vor allem, weil große Staaten wie Nigeria und der Irak entschuldet wurden. 2005 beschlossen die G-8-Staaten eine umfassende Entschuldung.
Die Paris-Deklaration
2005 haben 91 Staaten – Geber und Nehmer gemeinsam – die Paris-Deklaration verabschiedet. Sie soll die Hilfe effektiver machen. Für Empfängerländer ist es zunehmend schwierig, bei der Vielzahl der Geber-Akteure den Überblick zu behalten. Viele Verwaltungen sind schlicht überfordert. Deshalb sollten die Geber sich besser koordinieren. Der Erfolg ist bisher bescheiden.
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