Trotz Aufhebung fast aller Corona-Maßnahmen: Virologe sieht Hoffnung für sinkende Fallzahlen
Virologe Jonas Schmidt-Chanasit macht der Blick auf die Corona-Entwicklung in Großbritannien zuversichtlich. Impfungen machen Aufhebungen von Maßnahmen möglich.
Für den Hamburger Virologen Jonas Schmidt-Chanasit macht die Entwicklung in Großbritannien nach der Lockerung der Corona-Maßnahmen trotz hoher Inzidenz Hoffnung. „Die Entwicklung in Großbritannien zeigt, dass man nicht einfach behaupten kann: „Wenn wir fast alle Maßnahmen aufheben, läuft alles aus dem Ruder“. Wir sehen jetzt genau das Gegenteil“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
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Die Lage dort sei zwar nicht eins zu eins auf andere Länder übertragbar. „Aber das macht doch Hoffnung, dass man durch die Impfungen so etwas erreichen kann, dass man trotz Aufhebung fast aller Maßnahmen auch sinkende Fallzahlen sieht und keine Überlastung des Gesundheitssystem.“
Die britische Regierung hatte am 19. Juli im Rahmen eines „Freedom Days“ (Freiheitstags) fast alle Corona-Einschränkungen zurückgenommen und stattdessen an die Eigenverantwortung der Bürger appelliert - trotz stark steigender Fallzahlen. Zu dem Zeitpunkt hatten 68 Prozent der Erwachsenen eine erste Impfung erhalten, 53 Prozent waren bereits zwei Mal geimpft. Die Infektionen waren in den Tagen darauf zurückgegangen und auch zuletzt nur wieder vergleichsweise leicht gestiegen.
„Das lässt sich aber wie gesagt nicht eins zu eins übertragen“, sagte Schmidt-Chanasit. „Zumal in Großbritannien hauptsächlich der Impfstoff von Astrazeneca verwendet wurde und mehr Menschen bereits geimpft sind.“
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Für Deutschland riet er zwar zur Vorsicht. „Aufgabe der Politik war es ja sicherzustellen, dass alle die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen und weiterhin daran zu arbeiten, noch besser zugängliche Impfangebote zu machen.“ Aber: „Bezüglich der Grundrechtseinschränkung ist das sicherlich ein Wendepunkt, an dem man sich genau überlegen muss: können wir weiter Grundrechte einschränken?“
Sieben-Tage-Inzidenz laut RKI bei 23,1
Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt derzeit in Deutschland weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) von Montagmorgen lag sie bei 23,1 - am Vortag hatte der Wert 22,6 betragen, vor einer Woche lag er bei 17,8. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 1183 Corona-Neuinfektionen.
Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 4.08 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 847 Ansteckungen gelegen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Deutschlandweit wurde den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden zwei Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche war es ein Todesfall gewesen. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 91.784. (dpa)
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