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In Zeiten des Coronavirus hamstert Deutschland Toilettenpapier.
© Tom Weller / dpa

Was Corona mit uns macht: Viel ist die Rede von Besinnung - doch die Realität sieht anders aus

Die Deutschen hamstern Klopapier, die Franzosen kaufen Wein und  Amerikaner Waffen: Vor der Besinnung geht es um das wirklich Wesentliche. Eine Glosse

Eine Glosse von Andrea Nüsse

Gegen den Corona-Blues wird viel angeschrieben dieser Tage. Verzweifelt wird nach positiven Nebeneffekten der globalen Zwangspause gesucht: Kommt sie der Umwelt zugute, wird sie unsere gespaltenen Gesellschaften einen, besinnen wir uns auf das Wesentliche im Leben? Das spielt in den Feuilletons der Republik eine große Rolle, ist eigentlich der einzige Stoff, der bleibt. Neben den Horrormeldungen.

Die Deutschen geben der Welt Rätsel auf

Aber in der Phase vor dem kompletten Shutdown, bevor alle nicht lebensnotwendigen Geschäfte schließen, sieht die Besinnung auf das wirklich Essenzielle noch anders aus: Hier haben wir Deutschen der Welt bereits Rätsel aufgegeben mit den Hamsterkäufen von Toilettenpapier (auch wenn wir glücklicherweise wohl nicht die einzige Nation mit diesem Gebaren sind, also kein neuer deutscher Sonderweg, uff). 

Unsere netten niederländischen Nachbarn kommen offensichtlich auch ohne Klopapier mal zurecht, unter der Bedingung, dass sie high sind. Dort bildeten sich Minuten nach der Ankündigung, die Coffee-Shops zu schließen, endlose Schlagen, um sich mit White Widow und Power Plant einzudecken. 

Die Amerikaner machen am meisten Sorgen

Auf die Franzosen und das Bild, das wir von ihnen haben, ist Verlass - hier sind auch die Weinregale leergefegt. Da machen wir uns doch mehr Sorgen um die Amerikaner, die ja oft weder Kranken- noch Arbeitslosenversicherung haben und damit auch in der Corona-Krise nicht abgesichert sind. 

Aber dann enttäuschen sie uns wieder: Von dort werden vor allem lange Schlangen vor Waffengeschäften gemeldet: Schnell noch eine neue Pistole, bevor nichts mehr geht. Weniger lustig ist natürlich, dass die Amerikaner offensichtlich glauben, diese bald zur Selbstverteidigung zu brauchen. 

Die Niederländer besinnen sich mit Canabis

Wenn dann jede Nation gehortet hat, was sie für essentiell zum Überleben hält, mag eine Phase der Besinnung einkehren. Dann bringen die Holländer, im Canabis-Nebel ausgestreckt auf dem Canapé, vielleicht wirklich neue gesellschaftliche Utopien hervor. 

Die Franzosen haben sich angeblich auch mit Kondomen eingedeckt - die Geburtenrate können sie so nicht ankurbeln. Bei den Waffennarren in den USA ist zu befürchten, dass es Amokläufe in der eigenen Wohnung gibt - Homeoffice bei gleichzeitiger Kinderbetreuung kann nach ersten hiesigen Erfahrungsberichten die Hölle sein. Aber die wirklich spannende Frage ist doch: Worauf besinnen sich die Deutschen beim Verbrauch ihres Klopapiers?

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