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Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen.
© dpa

"Tag der Heimat": Vertriebenen-Präsident: „Bieten wir Flüchtlingen offene Herzen"

Die Vertriebenen trafen sich in Berlin zum "Tag der Heimat". Ihr Präsident Bernd Fabritius fordert mehr Anteilnahme und Unterstützung für Flüchtlinge.

Was Heimat ist, davon hat jeder im Saal an diesem Samstag sein eigenes Bild. Sie sei viel mehr als ein geografischer Ort, sagt Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen, beim „Tag der Heimat“ seiner Organisation in Berlin. Der Verlust der Heimat hat jeden im Publikum geprägt. Bis heute und bis in die folgende Generation.

Auch Vertriebene galten oft nach dem Krieg als "Fremde"

Aus dieser Erfahrung leitet Vertriebenen-Präsident Fabritius den Anspruch ab, den Opfern von Flucht und Vertreibung heute „mit Anteilnahme zu begegnen“. Schließlich wüssten die deutschen Vertriebenen, wie es sei, „in die Fremde zu müssen“. Auch sie seien nach dem Krieg von vielen als fremd und als Belastung wahrgenommen worden. An dieser Stelle betont Fabritius allerdings, dass die Situation der Vertriebenen von damals nicht mit dem heutigen Geschehen vergleichbar sei. Das Publikum, in der Mehrheit im Rentenalter, klatscht.

Die Vertriebenen seien schließlich Landsleute gewesen, die dieselbe Sprache sprachen wie die Einheimischen und aus demselben Kulturkreis kamen. „Für viele Flüchtlinge heute ist es um ein Vielfaches schwerer, weil sie aus anderen Kulturen kommen.“ Schwieriger sei es deshalb auch für die deutsche Gesellschaft. Doch daraus leitet Fabritius gerade nicht ab, dass die Flüchtlinge weniger Anspruch auf Hilfe hätten als die Vertriebenen damals – im Gegenteil: „Trotzdem und gerade deshalb bitte ich Sie, den leidgeprüften Menschen von heute mit noch mehr Empathie zu begegnen, als uns und unseren Müttern und Vätern vor 70 Jahren entgegengebracht wurde.“ Wieder unterbrechen die Vertriebenen ihren Vorsitzenden mit Applaus, der diesmal noch lauter ist. „Bieten wir doch den Flüchtlingen und Vertriebenen von heute offene Herzen“, mahnt Fabritius. Schutz für Menschen, die aus Bürgerkriegsländern geflohen sind, sei eine ethische, moralische und menschliche Pflicht. Der CSU-Bundestagsabgeordnete betont aber zugleich den Unterschied zwischen Opfern von Flucht und Vertreibung und denjenigen, „die sich aus wirtschaftlichen Gründen für eine freiwillige Migration entscheiden“.

Niedersachsens Regierungschef Weil fordert Solidarität mit Flüchtlingen

Auch Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) mahnt in seiner Festrede zum „Tag der Heimat“ mehr Engagement für die heutigen Opfer von Flucht und Vertreibung an. „In diesen Menschen spiegelt sich dieselbe Not wider, die vor 70 Jahren auch viele Deutsche erlitten haben“, sagte Weil. „Die historischen Bedingungen mögen unterschiedlich sein, die Not der Menschen ist vergleichbar.“ Weil betont, Mitmenschlichkeit und Solidarität mit Flüchtlingen seien Lehren aus der deutschen Vergangenheit. Am Ende wendet er sich gegen „menschenverachtende Parolen und Hass“ – und bekommt dafür besonders viel Beifall von den Vertriebenen.

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