Impfkampagne in den USA: Verstärkte Vakzin-Produktion spielt Biden in die Hände
Während es in Deutschland weiterhin hakt, kommen die Amerikaner mit dem Impfen zügig voran. Einige US-Staaten verleitet das zur Aufhebung der Corona-Maßnahmen.
Zum ersten Mal seit Oktober haben die USA weniger als 40.000 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages verzeichnet. Während die Infektionszahlen in vielen europäischen Ländern teilweise wieder stark ansteigen, registrierte die Johns-Hopkins-Universität in Baltimore am Donnerstag den niedrigsten Wert seit fünf Monaten.
Dazu beigetragen hat auch die Impfkampagne, die in den USA sehr gut vorankommt. Bei dem Vorhaben, in den ersten hundert Tagen der Amtszeit von Präsident Joe Biden 100 Millionen Menschen impfen zu lassen, liegen die Behörden derzeit sogar vor ihrem Zeitplan. 50 Millionen der Amerikaner sind schon jetzt geimpft.
Biden kündigte außerdem an, dass in Amerika bereits Ende Mai genügend Impfstoff für alle Erwachsenen im Land verfügbar sei. Mitte Februar war noch von Ende Juli die Rede gewesen. Zwei Monate hat das Land also aufgeholt.
Bei seinem ambitionierten Vorhaben dürfte dem US-Präsidenten in die Karten spielen, dass die Hersteller der beiden in den USA zugelassenen Impfstoffe, Moderna und Pfizer/Biontech, ihre Produktion inzwischen ausgeweitet haben. Bis Ende März haben sie zusammen die Lieferung von rund 200 Millionen Dosen versprochen. Bis Ende Juli sollen die USA insgesamt 600 Millionen Dosen bekommen.
Darüber hinaus hatte die Lebens- und Arzneimittelbehörde FDA eine Notfallzulassung für das Präparat von Johnson & Johnson erteilt.
Mit dem Konzern hat die amerikanische Regierung einen Vertrag auf Lieferung von 100 Millionen Dosen bis Ende Juli geschlossen. Wie die Regierung ankündigte, wird der konkurrierende Pharmakonzern Merck in die Produktion miteinsteigen. Anders als bei Moderna und Pfizer/Biontech ist der Impfstoff von Johnson & Johnson bereits nach einer Spritze wirksam.
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Alle Lehrkräfte und Erzieherinnen sollen schon bis Ende März die erste Impfstoffdosis erhalten, wie in Deutschland werden sie auch in Amerika in der Impfreihenfolge priorisiert. Die Schulen so schnell wie möglich zu öffnen war ein Versprechen, dass Biden der amerikanischen Bevölkerung nach seiner Wahl gegeben hatte.
Biden verurteilt Aufhebung von Corona-Maßnahmen
Dass amerikanische Bundesstaaten wie Texas die Corona-Einschränkungen nun entgegen der Empfehlungen aus Washington aufheben, verurteilt Biden.
„Das letzte, was wir brauchen, ist ein Neandertaler-Denken, dass in der Zwischenzeit alles in Ordnung ist“, sagte er. Es sei „entscheidend“, die von der Wissenschaft empfohlenen Schutzmaßnahmen zu befolgen.
Der republikanische Gouverneur von Texas, Greg Abbott, hatte angekündigt, die Maskenpflicht und alle Kapazitätsgrenzen für Restaurants und andere Betriebe in seinem Bundesstaat aufzuheben. „Jetzt ist die Zeit, Texas 100 Prozent zu öffnen“, sagte er.
Auch der republikanische Gouverneur von Mississippi, Tate Reeves, hatte erklärt, alle Anordnungen zum Tragen von Masken und Kapazitätsgrenzen für Restaurants und Firmen würden beendet. Weitere Bundesstaaten, darunter Ohio und Michigan, kündigten zumindest Lockerungen ihrer Corona-Auflagen an.
Biden hatte am Dienstag bei einer Presseekonferenz zwar erklärt, sich mit Prognosen zurückhalten zu wollen, gleichzeitig aber einen Funken Optimismus verbreitet: Er hoffe, dass in einem Jahr in Amerika alles wieder seinen gewohnten Weg gehe. (Tsp)