Kremlkritiker Nawalny fliegt nach Moskau zurück: Vergiftete Einladung
In Moskau warten schon die Strafverfolger. Doch der Oppositionelle hat nur die Wahl zwischen Haft und Bedeutungslosigkeit. Ein Kommentar.
Der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny hat angekündigt, er werde am Sonntag nach Moskau zurückkehren. Sinnigerweise hat er sein Ticket bei der Fluggesellschaft „Pobjeda“ gebucht. Pobjeda heißt Sieg.
Dass er nach der medizinischen Rettung und fünf Monaten der Rekonvaleszenz in Deutschland tatsächlich „siegreich“ in Russland einzieht, ist kaum anzunehmen. Kremlsprecher Dmitri Peskow hatte im Dezember verlauten lassen, einer Einreise stünde nichts im Wege. Es war eine – wenn auch diesmal nicht mit Nowitschok – vergiftete Einladung. Denn die russischen Ermittlungsbehörden teilten zeitgleich mit, sie ermittelten wegen Betrugs in einem besonders schweren Fall gegen den Putin-Kritiker. Er soll Spendengelder veruntreut haben. Jetzt ersuchte die Staatsanwaltschaft das Gericht, eine Bewährungsstrafe Nawalnys in Haft umzuwandeln.
Da wird der Heimkehrer vermutlich auch unverzüglich landen. Aber das weiß er natürlich – und auch, dass er keine andere Wahl hat. Er muss zurückkehren, wenn er in Russland weiter eine politische Rolle spielen will. Im Exil hätte er die schon verloren. Ihm erginge es wie dem früheren Schachweltmeister Garri Kasparow, der in den USA lebt, und Michail Chodorkowski in der Schweiz: Wladimir Putin hat sie erfolgreich kaltgestellt.