Lauterbach kündigt neue Übersicht an: Verbraucherschützer kritisieren „unverständliche“ Schnelltest-Liste
Die Orientierungshilfe des Paul-Ehrlich-Instituts zu Corona-Tests müsste unabhängig überprüft werden, heißt es. Die Behörde selbst beschwichtigt.
Verbraucherschützer kritisieren das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) für eine Liste von Antigen-Schnell- und Selbsttests. Die bisherigen Untersuchungsergebnisse des PEI seien "nicht so verständlich, dass der Verbraucher oder die Verbraucherin sofort sehen kann, was taugt der Test, den ich gerade in der Hand habe", sagte der Gesundheitsmarktexperte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, Arne Weinberg, im ARD-Hauptstadtstudio am Sonntag.
Der Präsident des PEI, Klaus Cichutek, wies die Kritik am Montagmorgen im ZDF zurück. Es gebe in Deutschland keine Corona-Schnelltests zu kaufen, die das Label "unzuverlässig" verdienen. Tests, die die hohen Anforderungen nicht erfüllen, würden in Deutschland nicht verkauft, weil sich Testzentren, Apotheken und Discounter an der PEI-Liste orientierten.
Aber auch die bestehende PEI-Liste ist aus Sicht von Verbraucherschützer Weinberg zu beanstanden. Es sei nicht nachvollziehbar, warum ein Test in der Bewertung des Instituts nicht durchfalle, wenn er zwar bei "sehr hoher Viruslast" sicher anschlage, aber bei lediglich "hoher Viruslast" nur schlecht funktioniere.
"Es haben Tests diese Überprüfung bestanden, die bei sehr hoher Viruslast um die 100 Prozent haben, also sehr gut sind, bei hoher Viruslast aber unter zehn Prozent liegen." Solche Tests dürften dann trotzdem auch für Bürgertests eingesetzt werden, die der Staat bezahle, kritisierte Weinberg.
Schnelltests bieten keinen hundertprozentigen Schutz
Tatsächlich bescheinigt die Liste des PEI vielen Antigen-Schnelltests eine hohe Sensitivität bei einer sehr hohen Viruslast, die durch einen Ct-Wert von 25 oder darunter angegeben wird. Bei einem höheren Ct-Wert – also einer niedrigeren Viruslast – nimmt die Sensitivität stark ab.
Anwenderinnen und Anwender müssten sich bei der Durchführung eines Schnelltests bewusst machen, dass die Tests bei Menschen, die keine Symptome von Covid-19 haben, nicht so gut zu funktionieren scheinen. Das hatte eine Untersuchung der Universität Birmingham bereits 2020 herausgefunden.
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"Wenn ein Mensch sich testet und ein negatives Ergebnis hat, geht er, denke ich, zurecht davon aus, dass ein in Deutschland verfügbarer Test auch ein vernünftiges Ergebnis liefert, auf das ich mich dann weitgehend verlassen kann", sagte der Münchner Virologe Oliver Keppler im "Bericht aus Berlin". "Und das ist nicht gegeben."
Deutsche Verbraucherschützer fordern nun erneut eine unabhängige Untersuchung aller in Deutschland verfügbaren Antigen-Schnell- und Selbsttests. Sowie eine bessere Aufarbeitung der Ergebnisse für die Endnutzerinnen und Endnutzer.
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Bisher ist die unabhängige Untersuchung ab Mai 2022 geplant. Bis dahin können Hersteller sich ihre Zuverlässigkeit noch selber bescheinigen. Das soll eine hohe Verfügbarkeit von Schnelltests ermöglichen.
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Noch am Sonntag kündigte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) in der ARD eine Positivliste für Schnelltest an. Er habe das PEI dazu veranlasst, eine Liste "vorzubereiten mit Tests, die für Omikron besonders geeignet sind beziehungsweise Omikron gut erkennen".
Lauterbach plädiert dafür, sich mehrfach zu testen
Die Überprüfung der bereist verfügbaren Tests werde "einige Zeit in Anspruch nehmen", sagte Lauterbach. Denn die bisherigen Erkenntnisse zu den Schnelltests könnten nicht eins zu eins auf die Omikron-Variante angewendet werden.
Es sei derzeit nicht klar, "wie diese Tests für Omikron wirken". Da bisher die Referenzwerte für umfassende Untersuchungen gefehlt hätten. "Diese Daten bekommen wir gerade jetzt."
Bis die überarbeitete Positivliste für Schnelltests vorgestellt wird, empfiehlt Lauterbach, sich aufgrund der aktuellen Situation mehrfach zu testen.(Mit AFP/Reuters)
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