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Im Wüstenstaub. Gefangene Dschihadisten des IS auf syrischem Gebiet.
© Rodi Said/Reuters

Syrien und Libyen: US-Luftwaffe greift IS in Libyen an

Die USA greifen jetzt auch Terrorcamps des IS in Libyen an. Derweil spricht das Pentagon mit Russland Syrieneinsätze ab, damit sich die beiden Mächte nicht ins Gehege kommen.

Während die Blicke der Welt derzeit vor allem nach Syrien gerichtet sind, bahnt sich in Libyen eine weitere Auseinandersetzung an. Die USA haben in der Nacht zum Freitag ein mutmaßliches IS-Terrorcamp in Libyen aus der Luft angegriffen. Das bestätigte das Pentagon am Freitag. Ziel sei der Tunesier Noureddine Chouchane gewesen, der mit Terroranschlägen in der tunesischen Hauptstadt Tunis sowie am Strand von Sousse in Verbindung gebracht wird. Über den Erfolg des Angriffs machte das Pentagon zunächst keine Angaben. „Wir machen uns ein Bild über den Erfolg der Operation“, sagte ein Sprecher. „Dieser Luftschlag zeigt, dass wir den IS bekämpfen, wo immer das nötig ist, und dabei alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen“, sagte er weiter. Bei dem Luftangriff sind mehr als 40 Menschen getötet worden. Sabratha liegt 70 Kilometer westlich der libyschen Hauptstadt Tripolis unweit der Grenze zu Tunesien.

Bei einem IS-Anschlag nahe dem tunesischen Urlaubsort Sousse im vergangenen Juli waren 38 Touristen getötet worden. Im März waren bei einem IS-Anschlag auf das Nationalmuseum in Tunis 21 Touristen und ein Polizist getötet worden. Ein Vertreter der international nicht anerkannten Regierung in Libyens Hauptstadt Tripolis sprach von einem „sehr präzisen“ Angriff, der nur das Haus getroffen habe.

Laut libyschen Militärkreisen in Sabratha hielten sich in dem zweistöckigen Gebäude vermutlich IS-Anhänger zu einer Versammlung auf. Ein Verletzter berichtete laut der Stadtverwaltung, dass er und andere mit verbundenen Augen zur Kampfausbildung an den Ort gebracht worden seien. Libyen wird seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al Gaddafi im Jahr 2011 von konkurrierenden bewaffneten Milizen beherrscht. Sie ringen neben zwei rivalisierenden Regierungen und Parlamenten in Tobruk und Tripolis um die Macht. In das Vakuum stößt der IS vor und breitet sich aus.

Die USA wollen den IS in Libyen aufhalten

Seine Hochburg ist die Stadt Sirte. Die Nachbarstaaten Ägypten, Tunesien und Algerien, die alle selbst Probleme mit militanten Islamisten haben, hoffen auf eine Intervention des Westens und fürchten sich zugleich vor ihr. Zunächst aber lautet die Frage, wie eine Intervention aussehen könnte.

US-Präsident Barack Obama hat seine Sicherheitskräfte angewiesen, nach Wegen zu suchen, den IS in Libyen aufzuhalten. Nach Informationen aus Regierungskreisen sind dabei Luftangriffe ebenso eine Option wie der Einsatz von Spezialkräften. Viele Politiker im Westen dringen aber zunächst auf die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit in Libyen, die sich dann mit der Bitte um Militärhilfe an die Staatengemeinschaft wenden könnte.

In den Nachbarländern wird dieses Herangehen befürwortet, denn sie befürchten politische Instabilität, viele Flüchtlinge und militärische Gegenmaßnahmen der Extremisten, wenn es eine Intervention gibt, ohne dass eine Regierung in Libyen existiert. „Jene Länder, die eine militärische Intervention ins Auge fassen, sollten zuvor die Interessen der Nachbarländer mit in Betracht ziehen“, sagte Tunesiens Präsident Beji Caid Essebsi.

Derzeit bemüht sich eine von den Vereinten Nationen (UN) unterstützte Einheitsregierung um die Rückendeckung des Parlaments und müsste dann in der Hauptstadt Tripolis ihren Sitz nehmen. Sollte sie aber nicht zustande kommen, würde der Westen einseitige Militäraktionen nicht ausschließen, verlautete aus amerikanischen und europäischen Regierungskreisen.

Unterdessen geben die USA weitere Vereinbarungen mit Russland im Syrienkrieg zu. Es geht darum, bestimmte Bereiche in Syrien nicht anzugreifen. Die Vereinbarungen reichen weiter, als zunächst angedeutet wurde. Neben dem Luftraum im Norden des Landes sollen auch Bodenpositionen im Westen Syriens betroffen sein, teilte das Pentagon mit. (dpa/rtr)

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