Familienfreundliche Bundeswehr: Ursula von der Leyen weckt große Erwartungen
Die Verteidigungsministerin will den Dienst in der Truppe familienfreundlicher machen. Das bringt ihr viel Lob, aber auch einige erhebliche Zweifel.
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat breite Unterstützung für ihre Initiative bekommen, die Bundeswehr familienfreundlicher zu gestalten. Gleichzeitig wurde die CDU-Politikerin aufgefordert, ihre Pläne zu konkretisieren und tatsächlich umzusetzen. Der Sicherheitspolitiker und designierte Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Hans-Peter Bartels (SPD), hält diesen Schritt für „überfällig“. Dem Tagesspiegel sagte er: „Seit Jahren weisen wir als Sozialdemokraten auf das Thema Familienfreundlichkeit und Vereinbarkeit hin, und auch in der Truppe ist das ein ganz zentrales Thema, deshalb ist es richtig und überfällig, dass die Verteidigungsministerin sich jetzt gleich dieser Sache annimmt.“
Der Leidensdruck bei vielen Soldatinnen und Soldaten sei sehr hoch, weshalb sie mit dem Vorstoß offene Türen einrenne. „Allerdings wird man eine solche Reform nicht für umsonst bekommen. Es wird Geld kosten, die Bundeswehr familienfreundlicher zu machen. Denn man muss Betreuungsplätze aufbauen und das Personal aufstocken, um die Möglichkeit zu schaffen, Elternzeit zu nehmen oder Vier-Tage-Wochen einzuführen“, sagte Bartels.
Auch die Opposition signalisierte Zustimmung: „Die Familienfreundlichkeit der Bundeswehr ist ein ganz zentrales Thema und wurde viel zu lange belächelt, deshalb geht Leyen damit auch in die richtige Richtung“, sagte Agnieszka Brugger, verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen. Allerdings habe Leyen schon häufig große Ankündigungen gemacht und schöne Überschriften produziert, am Ende sei aber nichts dabei herausgekommen. „Und auch diese Reform ist kein Selbstläufer, weil es eine teure Angelegenheit wird, die Bundeswehr familienfreundlicher zu machen. Wie das finanziert werden soll, ist noch völlig offen.“
Bundeswehrverband kritisiert bisherige Reformbemühungen
Unterstützung erhält Leyen auch vom Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes André Wüstner. „Die bisherige Art der Umsetzung der Reform hat für enormen Frust in der Truppe gesorgt. Die Verbesserung von Rahmenbedingungen für den Dienst in einer Freiwilligenarmee wurde bisher nur stiefmütterlich angegangen. Daher ist es gut, dass die Ministerin die Bundeswehr jetzt zu einem der modernsten Arbeitgeber machen will“, sagte Wüstner. Das lasse viele Bundeswehrangehörige wieder hoffen. „Doch wichtig ist, das Worten auch Taten folgen – daran wird sie gemessen.“
Leyen sprach in der „Bild am Sonntag“ davon, die Bundeswehr zu einem der attraktivsten Arbeitgeber in Deutschland zu machen. „Das wichtigste Thema ist dabei die Vereinbarkeit von Dienst und Familie“, sagte sie. Arbeits- und Familienzeiten müssten besser aufeinander abgestimmt, Teilzeitarbeitsmodelle eingeführt und die Kinderbetreuung verbessert werden. Dabei sollten auch Tagesmütter zum Einsatz kommen. Zudem wolle sie das Versetzungssystem überprüfen.
Christian Tretbar