Beleuchtung: Unterm Schirm
Licht vertreibt die Dunkelheit und macht’s behaglich. Doch es soll auch Akzente setzen. Experten haben viele Lösungen.
Die richtige Beleuchtung eine komplexe Angelegenheit: Was beim Arbeiten zu wenig ist, kann beim abendlichen Essen schnell zu viel werden. Licht kann Stimmungen erzeugen und Räume kleiner oder größer, höher oder niedriger erscheinen lassen.
Zum Beispiel den Flur. Er gilt als die Visitenkarte der Wohnung, denn dort empfängt man seine Gäste. Doch in typischen Berliner Altbauwohnungen stellt er einrichtungstechnisch eine Herausforderung dar. Meist ist er lang und schmal und hat keine Fenster. Eine gute durchdachte Beleuchtung kann hier deutlich helfen.
„Man sollte eine helle Grundbeleuchtung schaffen“, rät die Berliner Innenarchitektin Annika Wydany. „Mehr Tiefenwirkung erreicht man, indem man am Ende des Ganges ein helleres Licht anbringt.“ Ist der Flur auch noch niedrig, weil zum Beispiel die Decke abgehängt wurde, kann man ihn mit nach oben hin geöffneten Wandleuchten höher erscheinen lassen.
Mit Licht lassen sich viele Räume aber auch unterteilen, denn wie die Mücken zieht es auch Menschen als erstes zum Licht. „Pendelleuchten zonieren und grenzen Bereiche ein", erklärt Annika Wydany. Auch wenn die Anschlüsse für die Deckenlampe meist in der Mitte des Raumes sind, ermutigt sie ihre Kunden, einzelne Leuchten über den Esstisch oder über die Bar aufzuhängen. Oft braucht es dafür nicht viel mehr als einen zusätzlichen Haken in der Decke.
Darüberhinaus schlägt sie außerdem eine dimmbare Grundbeleuchtung fürs Wohnzimmer vor. Stehleuchten können Akzente setzen. Neben dem Sofa platziert bieten sie Licht zum Lesen. Sie sind außerdem mobil und lassen sich auf die Einrichtung abstimmen.
Ein solches Modell ist „Melampo“ von Adrien Gardère für Artemide. Die kleine Tisch- oder Stehleuchte hat einen schwenkbaren Schirm, mit dem man das Licht gezielt in Position bringen kann. Der Schirm wirkt dabei stets ein wenig „verrückt“. Etwas extravaganter ist das Modell „Twist“ mit seinem geschwungenen Lampenschirm, das Ferruccio Laviani für Kartell gestaltet hat.
Ausleuchten von Arbeitsplätzen – eine Wissenschaft für sich
Auch Wandleuchten machen sich im Wohnzimmer gut. Allerdings müssen dafür Unterputzkabel verlegt werden, sodass man sich möglichst schon vor dem Einzug genau überlegen sollte, wo sie genau angebracht werden sollen.
Eine Wissenschaft für sich ist das Ausleuchten von Arbeitsplätzen. Tobias Grau gehört seit den achtziger Jahren zu den renommiertesten Leuchtendesignern in ganz Deutschland. Jedes Jahr bringt seine Firma neue Produkte heraus, die sich durch eine klare Formsprache und eine hohe Funktionalität auszeichnen. Wie sollte ein Arbeitsplatz – ob nun zu Hause oder im Büro – idealerweise beleuchtet sein? „Arbeitsplätze müssen vollkommen blendfrei ausgeleuchtet werden – dafür haben wir die LED Stehleuchte ‚XT-A Floor' entwickelt, kombiniert mit der neuen LED Schreibtischleuchte ‚John' erhält man eine komfortable, ermüdungsarme und stromsparende Beleuchtung“, sagt er.
Eine Alternative zu Schreibtischleuchten wie dem Modell „Taj“ von Ferruccio Laviani für Kartell ist laut Annika Wydany eine längliche, blendfreie Leuchtstoffröhre über dem Arbeitsplatz, die an der Decke befestigt ist. „Diese Lösung spart Platz auf dem Schreibtisch und die Leuchte ist nicht im Weg“, sagt die Innenarchitektin.
Seit Jahren tüfteln Designer und Techniker fortwährend an Alternativen zur guten alten Glühbirne. LEDs und OLEDs sind inzwischen in vielen Leuchten eingebaut, so auch in der Hängeleuchte „Nafir“ von Axo Light. Entworfen hat sie der exzentrische Designer Karim Rashid aus New York, der durch seine Vorliebe für Rosa und fließende Formen auf sich aufmerksam macht. Auch zu der Hängeleuchte ließ er sich von einer weichen Masse inspirieren. Sein Ziel war es, eine Leuchte zu schaffen, die sowohl im an- als auch im ausgeschalteten Zustand gut aussieht. „Zugleich sollte sie eine perfekt funktionale LED-Beleuchtung liefern“, so der Designer. Die Hängeleuchten können sowohl als Gruppe aber auch alleine aufgehängt werden.
Annika Wydany rät, ausgefallene Leuchten gezielt einzusetzen und den Raum damit nicht zu überladen. Doch nicht nur künstliches, auch natürliches Licht sollte mit Bedacht eingesetzt werden. „Man kann das Tageslicht in dunklen Räumen mit Spiegeln lenken“, schlägt Annika Wydany vor. Außerdem sollte man Jalousien während des Tages ganz hochziehen. „Das Licht, das durch die Oberlichter kommt, fällt tief in den Raum hinein. So lassen sich natürliche Lichtressoucen optimal nutzen.“