Ostern und das Leben: Unsterblichkeit ist auch keine Alternative
Die Menschheit nimmt ein neues Ziel in Angriff: ewiges Leben auf der Erde. Aber eigentlich hält uns doch vor allem der Tod lebendig. Ein Kommentar.
Einer hat es geschafft. Die Ostergeschichte von der Auferstehung bringt vielen Menschen Trost und Fröhlichkeit, sie erfüllt eine Sehnsucht: Der Tod ist doch nicht das Ende. Diese Sehnsucht, dass etwas nach dem Sterben kommen möge, teilen sich Christen mit anderen Menschen, ob sie nun an eine höhere Existenz glauben oder nicht. Je mehr wir wissen über das Universum und den Menschen, umso größer wird ohnehin die Gewissheit, dass die letzten Fragen wie die über den Sinn und das Leben nach dem Tod Glaubensfragen bleiben werden.
Dennoch gibt es eine Entwicklung. In seinem neuen Buch „Homo Deus“ schreibt der israelische Historiker Yuval Noah Harari, dass der Mensch gerade dabei sei, sich ein neues, ultimatives Ziel zu stecken. Seine drei bisher größten Bedrohungen könne er – zumindest theoretisch – in den Griff bekommen: Hunger, Krankheit und Krieg. Millionen Menschen sterben inzwischen an den Folgen von Überernährung, Pest und Pocken haben ihren Schrecken verloren, und dank der Vernichtungskraft der Atombombe droht auf absehbare Zeit kein dritter Weltkrieg. Wohin also mit dem menschlichen Ehrgeiz? Hin zum Glück, das mindestens. Aber warum nicht hin zur Lebensverlängerung bis zur göttlichen Unsterblichkeit?
Auch Jesus hat den Umweg über den Tod genommen
Der Mensch schafft sich schließlich neue Möglichkeiten, er lässt sich von Maschinen sein Leben verlängern, er forscht, um sich die Zellen seines Körpers immer wieder zu erneuern. Er optimiert, er kreiert, er versucht sich selbst zu überleben.
Das Christentum dürfte hier aussteigen. Denn selbst Jesus hat den Umweg über den Tod genommen, selbst wenn das nur von Freitag bis Sonntag war. Und auch er hielt sich nicht länger als ein Menschenleben auf der Erde auf, sondern fuhr auf in den Himmel.
Aber nicht nur Christen könnte dieses ewige Diesseits befremden, auch Anhänger der einfachen Weisheit, dass alles seine Zeit hat, oder dass es einen natürlichen Kreislauf gibt. Und wo sollen alle diese Langleber oder gar Unsterblichen auch hin beim begrenzten Platz- und Ressourcenangebot dieses Planeten? Mal abgesehen davon, dass es, wie Harari schreibt, ein sehr angsterfülltes Leben wäre. Angst vor dem Tod, die kann man haben. Aber wie viel größer würde sie, wenn ein Mensch schon in seinen besten Jahren Zeit und Geld und viele Gedanken aufwendet, um sein Leben geplant zu verlängern? Verkehrsunfälle wird es weiter geben, Mord auch und unglückliche, tödliche Zufälle ebenfalls.
Gedankenexperimente können bei der Selbstvergewisserung helfen
Die Selbstoptimierung bis hin zur Göttlichkeit wirkt jedenfalls alles andere als sensationell attraktiv. Der Tod, so furchtbar er oft auch ist, gibt dem Leben seinen einzigartigen Wert. Der Spruch, lebe jeden Tag so, als wäre es dein letzter, übertreibt es damit zwar. Denn nicht jeder Tag lädt dazu ein, singend über die Straße zu tanzen. Aber gelegentliche Gedankenexperimente, was man tun würde, wenn einem nur noch wenige Monate blieben, oder worauf man aus einem hohen Alter gerne zurückschauen würde, können bei der Vergewisserung helfen, was einem wichtig ist und was das Leben für einen ganz persönlich ausmacht. Ob das nun eine große Reise ist, Zeit mit Familie und Freunden oder ein kreatives Projekt.
Der Tod hält lebendig. Dass einer ihn besiegt hat, ist dennoch für Christen ein Grund zum Feiern.
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