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Anti-Asyl-Protest am Dienstagabend in Freital
© Arno Burgi/dpa

Pegida, Freital und die Presse: "Unsere Gegner sind wie eine Hydra"

"Lügenpresse" skandieren die Demonstranten bei Pegida. Nach den fremdenfeindlichen Protesten in Freital gibt es Drohungen auch gegen den Tagesspiegel.

Seit Monaten berichte ich im Tagesspiegel und auf Twitter regelmäßig über die fremdenfeindliche Bewegung Pegida, die sich zuletzt immer weiter radikalisiert hat. Über den Einfluss von Rechtsextremisten, den Auftritt von Islamhassern wie Geert Wilders aus den Niederlanden. Ich beschreibe die Verbindungen zu Anti-Asyl-Initiativen, die, wie jüngst in Freital, Stimmung gegen Flüchtlinge machen.

Bereits vor einigen Wochen griff mich Tatjana Festerling, gescheiterte Pegida-Kandidatin bei der Oberbürgermeisterwahl in Dresden, heftig an. "Hallo Herr Meisner", hieß es am 1. Juni auf der Facebook-Seite "Solidarität mit Tatjana Festerling" in einem an mich gerichteten Post. Die Pegida-Wortführerin warf mir dort vor, "mit der Methode totalitärer Regime und Art stalinistischer Schauprozesse andere Gesinnungen einzuschüchtern". Von "Verfolgung" war die Rede, einer "Hatz auf Andersdenkende", die in Angriffen auf Festerlings körperliche Unversehrtheit enden könne.

Am selben Tag hielt Festerling eine Rede auf der Pegida-Kundgebung auf dem Dresdner Schlossplatz, ihre Rede zur bevorstehenden OB-Wahl in Dresden. Dort sagte sie: "Was wir brauchen, ist eine Renaissance unserer Kultur. Doch der Gegner ist wie eine Hydra – ständig taucht ein neuer Kopf auf – hier ein hetzender Journalist vom Tagesspiegel, dort eine angeblich von Pegida-Unterstützern angegriffene Linken-Politikerin, und so geht es immer weiter."

Es gab dazu mehrere Kommentare auf Facebook. "Es ist ja bekannt, dass speziell vor Wahlen, bezahlte Schmutzfinken ihre Dreckschleuder anwerfen. Das sind ganz arme Seelen, die für Geld auch ihre eigene Familie verkaufen würden. Udo Ulfkotte warnt ja regelmäßig vor diesen bezahlten linken Ratten. Armselige Kreaturen eben", schrieb einer. Ein anderer ermunterte Festerling, sich nicht einschüchtern zu lassen: "Nicht jammern, - weitermachen." Und dann weiter über mich: "Wer liest denn schon diesen Scheiß von diesem faktophoben Jüngelchen? Ein kleiner Möchtegern, der auch was vom Kuchen der ,Guten' abbekommen will. Ein kleiner Hilfs-Julius-Streicher. Ein Narziss, der sich der ,guten Seite' anbiedern will." Festerling hat diese Kommentare nicht gelöscht.

Jetzt, im Zusammenhang mit den Anti-Asyl-Protesten in Freital, gibt es eine Zuspitzung. Pegida-Anführer Lutz Bachmann war am Montagabend unter den rund 100 Demonstranten in Freital, die gegen neue Flüchtlinge protestierten. Auf der rechten Internetseite "Netzplanet" wird ein Tweet von mir dokumentiert und "gruselig" genannt. In ihm werfe ich Bachmann vor, die Pogromstimmung gegen Flüchtlinge anzuheizen. "Netzplanet" wirft mir vor, "alle Register der Verunglimpfung, Hetze und Aufstachelung" zu ziehen. Und weiter: "Journalisten, die gemeinsame Sache mit selbsternannten Flüchtlingsaktivisten machen, sollten sich fragen, wie weit sie objektiv berichten oder Volkserziehung betreiben wollen."

Bachmann denunzierte die wenigen, die am Montagabend in Freital Solidarität mit Flüchtlingen zeigten, als "SAntifastaffel". Auf seiner Facebook-Seite postete ein Pegida-Anhänger: "Achtet mal auf einen Matthias Meisner, Journalist beim Tagesspiegel Berlin. Twittert vom Hotel in Freital, schreibt von Progromstimmung (sic!), es würden Steine fliegen, Freital wäre das neue Hoyerswerda und Herr Pegida-Bachmann wäre auch vor Ort - schaut dem Typ mal über die Schulter".

Bachmann antwortet: "Diese Klatschpappe interessiert keinen. Lass ihn schreiben was er will."

Ich berichte weiter.

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