Bruderzwist im Hause Kauder: Unionsfraktionschef will seinen Bruder aus der CDU ausschließen
Ein Streit in der Partei wird zum Streit in der Familie: Weil der CDU-Bundestagsabgeordnete Siegfried Kauder in seinem Wahlkreis nicht mehr nominiert wurde, will er nun als Einzelkandidat antreten. Sein Bruder Volker Kauder will das verhindern - bislang vergeblich.
Es ist nicht lange her, da hat Volker Kauder versichert, dass er natürlich zu seinem Bruder stehe. Der Chef der Unionsfraktion im Bundestag hat aber schon damals geseufzt und eine Lebensweisheit nachgeschoben: „Die meisten Sorgen macht der Mensch sich selbst.“ Inzwischen sprengen die Sorgen, die Siegfried Kauder sich selbst und der CDU macht, sogar die Geschwistersolidarität. Volker Kauder plädiert offen dafür, den Bruder aus der Partei auszuschließen.
Logisch ist das. Siegfried Kauder, seit 2002 für den Schwarzwald-Baar-Kreis im Bundestag, hat in einer Kampfabstimmung den Wahlkreis an den Donaueschinger Oberbürgermeister Thorsten Frei verloren. Jetzt tritt er als Einzelbewerber an; die nötigen Unterschriften hat er beisammen. Doch als CDU-Mitglied den Mann herausfordern, den die Partei gewählt hat, „das geht nicht“, findet nicht nur Bruder Volker. „Das ist der klassische Fall für einen Parteiausschluss.“
Allerdings fragen sich selbst politische Weggefährten inzwischen, ob der Fall Siegfried K. noch ins Feld des Politischen fällt. Der „kleine Kauder“ – einen halben Kopf größer, aber ein Jahr jünger als der prominentere Bruder – ist in Berlin als Sturkopf bekannt, der mit pedantischen Nachfragen im Kundus-Untersuchungsausschuss und zuletzt einem Alleingang gegen die Abgeordneten-Bestechung selbst die eigenen Leute nervte. Dem Vorsitzenden des Rechtsausschusses sah man derlei als juristische Akribie nach. Was seit letztem Frühjahr daheim im Wahlkreis geschah, ging darüber hinaus. Der Kreisvorsitzende Kauder geriet mit der eigenen Geschäftsstelle über Kreuz, es ging um Entlassungen, angeblich verweigerte Gespräche und Hausverbote. Die Sache eskalierte so weit, dass Ex-Ministerpräsident Erwin Teufel zu vermitteln versuchte. Die Schlichtung endete im Chaos.
Kauder junior nannte das Verfahren danach „Schwachsinn“ und seine Abwahl mit Zweidrittelmehrheit einen „kalten Putsch“, begleitet von „unchristlichen Tricksereien“. Dass 300 Wähler per Unterschrift zu ihm hielten, bestärkt den 62-Jährigen in der Rebellen-Rolle.
Und keiner soll ihn abhalten. Viele Leute hätten seinen Bruder aufgefordert: „Fang’ den Siegfried ein!“ Aber Volker wisse, das wäre sinnlos: „Er hat es gar nicht erst versucht.“ Oder doch? Er versuche den Bruder seit Tagen zu sprechen, mehrfach, sagt Volker Kauder „Schwäbischen Zeitung“: „Doch er ließ sich nicht erreichen.“ Vielleicht ist das öffentliche Wort der letzte Versuch.
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