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Friedrich Merz kritisiert CSU-Chef Markus Söder
© imago images/Rene Traut
Exklusiv

Union im Umfrageabsturz: Und dann knöpft sich Friedrich Merz Markus Söder vor

Immer wieder stichelt Markus Söder gegen Armin Laschet. Die SPD liegt nun vor der Union. Friedrich Merz wirft dem CSU-Chef indirekt Sabotage des Wahlkampfs vor.

Stefan Lange ist gerade als Vorsitzender der CDU Sundern im Amt bestätigt worden, er bringt die bescheidene Lage sauerländisch knapp auf den Punkt. Hier laufe es ja gut, sagt Lange, der wie eine jüngere Kopie von Friedrich Merz aussieht. „Aber darüber hinaus ist es schwierig für die CDU.“

In der Schützenhalle der St. Hubertus Bruderschaft Stockum spielt der Musikverein – 1920 gegründet  - auf. Friedrich Merz marschiert herein, schüttelt viele Hände. In ihm arbeitet es, mächtig, er ist in großer Sorge um die Union. Von ein paar Wochen noch hätte die Union doppelt so viele Prozente gehabt wie die SPD, nun stehe es Unentschieden, sagt er.

Mit Forsa sieht inzwischen sogar ein erstes Umfrageinstitut die SPD mit Kanzlerkandidat Olaf Scholz mit 23 zu 22 Prozent vor der Union, die Grünen liegen bei 18 Prozent - erstmals seit 15 Jahren liegen die Sozialdemokraten in dieser Umfrage vor der Union. Scholz, den seine Strategen als denjenigen Regierungshandwerker mit Plan und Krisenstärke inszenieren, der die durch das Ausscheiden von Angela Merkel entstehende Lücke füllen kann, zieht die SPD nach oben, Laschet die Union nach unten. 60 Prozent der Befragten glauben nicht mehr, dass die Union die Stimmung noch drehen kann - und die Briefwahl, in Coronazeiten ein wichtiger Faktor, läuft bereits. Die Angst in der Union ist spürbar. Auch hier.

Der frühere Unions-Fraktionschef will zurück in den Bundestag, er hat hier ein Heimspiel, überall hängen und stehen Plakate mit einem lächelnden Merz („Für Land und Leute“).

Der 65-Jährige ist gerade zum sechsten Mal Opa geworden. Er wird den Wahlkreis im Hochsauerland wohl deutlich gewinnen – und ein Machtfaktor nach dem 26. September.

Merz sieht Deutschland nach 16 Jahren Kanzlerschaft Angela Merkel schlecht gerüstet für die Zukunft, kritisierte eine zu einseitige Festlegung auf die Elektromobilität, für Zulieferer in Südwestfalen könne das das Aus bedeuten. „Mit Aussteigen kommt das Land nicht weiter“, auch der Atomausstieg sei nicht durchdacht gewesen. Merz wird mit der Frau, die ihn ins politische Abseits befördert hatte, wohl keinen Frieden mehr machen.

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Abrechnung mit Merkel

Er hält es für einen Fehler, das macht er deutlich, dass Angela Merkel nicht vorher abgelöst worden ist, damit eine Frau oder ein Mann mit einem Amtsbonus für die Union in diese so komplizierte Wahl hätte gehen können. Ganz am Ende kommt es zu einer Fragerunde, ein CDU-Mitglied will wissen, wann denn mal CSU-Chef Markus Söder in die Schranken gewiesen werden, der mache ja eher Wahlkampf gegen Kanzlerkandidat Armin Laschet als für ihn.

Was Merz antwortet, zeigt, wie längst die Schuld- und Machtfragen nach dem 26. September eine Rolle spielen. Einige Mitglieder in der CDU unterstellen Söder, dass er Laschet scheitern sehen will, damit er dann beim nächsten Mal Kanzlerkandidat werden kann - wenn Laschet erstmal Kanzler sei, werde das schwieriger, Söder blicke nur darauf, bei der Landtagswahl 2023 ein möglichst starkes Ergebnis zu erzielen, um danach der natürliche Kanzlerkandidat 2025 zu sein.

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Merz hat sich nach der Niederlage bei der Abstimmung über den CDU-Vorsitz gegen Laschet eingereiht; unterstützt ihn, vor allem weil er die Sorgen von Granden wie Wolfgang Schäuble teilte, dass ein Kanzler Söder die große CDU unterbuttern könnte wie ein Sebastian Kurz die ÖVP in Österreich ganz unter seine Kontrolle gebracht hat. Und dass Söder das CDU-Präsidium, das letztlich den Weg für Laschets Kandidatur freimachte, als kleines Hinterzimmer abkanzelte, haben ihm viele nicht vergessen. Dennoch hätten auch hier in der Schützenhalle viele lieber Söder als Kandidat gesehen.  

Ganz am Ende knöpft sich Merz Söder vor

Er stehe zu dieser Entscheidung für Laschet und halte sie „unverändert für richtig“, sagt Merz bei der CDU-Veranstaltung in Stockum, einem Stadtteil von Sundern.

„Das kann man anders sehen. Aber gerade deshalb erwarte ich (…), dass Markus Söder jetzt mal aufhört und dass er auch den gemeinsamen Wahlsieg mit uns will und er kämpft“. Er habe ihm das auch gesagt. Zudem betonte Merz, Söder hätte in seiner Rede beim Wahlkampfauftakt der Union am vergangenen Samstag im Berlin Tempodrom „auf manche Bemerkung verzichten können“. Der bayerische Ministerpräsident hatte sich in seiner Rede unzufrieden mit dem bisherigen Unionswahlkampf gezeigt und mehr Kampfgeist gefordert; seit der Niederlage in der K-Frage inszeniert die CSU Söder als „Kandidat der Herzen“, er selbst attestierte Laschet schon einen Schlafwagen-Wahlkampf.

„Ich bin mit der Rede nur eingeschränkt zufrieden“, sagt Merz mit Blick auf Söders Auftritt beim Unions-Wahlkampfauftakt. Er gehe davon aus, dass er das auch innerhalb der CSU gesagt bekomme und dass der Umgang bald besser werde.

Laschet muss jetzt mal Tore schießen

Zudem teilt Merz mit, dass der unter Druck stehende Kanzlerkandidat Laschet kein Team oder Schattenkabinett mehr vorstellen werde. „Armin Laschet hat sich entschieden, kein Team vorzustellen. Es wird ein Team oder eine Mannschaft um ihn herum nicht geben. Sondern es wird allenfalls noch einzelne Auftritte geben mit einzelnen Abgeordneten, Bewerbern und einzelnen Ministern oder Ministerpräsidenten zu einzelnen Themen.“

Aber auch Laschet schont er nicht. Der müsse jetzt „deutlich zulegen“. Er sei der Spielführer. „Und er muss jetzt zeigen, wie die Strategie geht“, betont Merz. Er müsse zeigen wie die Taktik aussehe. Und der Spielführer Laschet müsse vor allem zeigen, "wie die Tore geschossen werden".

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