Klimaschutzabkommen in Paris beschlossen: Umweltministerin Hendricks: "Haben heute zusammen Geschichte geschrieben"
Das Ziel des Vertrages ist, die Erderwärmung unter zwei Grad Celsius zu halten. Man strebt sogar 1,5 Grad an. Umweltschützer werten den Vertrag als starkes Signal.
Der 21. Weltklimagifels in Paris hat ein historisches Klimaabkommen verabschiedet. Zum ersten Mal verpflichten sich alle 195 Vertragsstaaten, ihren Treibhausgasausstoß „in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts“ auf Null zu bringen. Alle fünf Jahre sollen die vorgelegten Klimaaktionspläne der Länder überprüft und verbessert werden, damit das Ziel erreicht werden kann, die globale Erwärmung „deutlich unter zwei Grad“ im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung zu halten, und sogar 1,5 Grad anzustreben.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte: „Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen.“ Am frühen Nachmittag hatte Frankreichs Präsident François Hollande die Delegierten noch beschworen: „Wir müssen uns der Herausforderung würdig erweisen.“ Am Abend sagte er: „Sie haben es geschafft!“ Er war sichtlich erleichtert, dass es seinem Außenminister Laurent Fabius als Gipfelpräsident gelungen war, die schwierigen Verhandlungen, die von Dienstag bis Samstag Tag und Nacht geführt worden waren, zu einem glücklichen Ende gebracht hatte.
Hendricks: Das ist heute ein historischer Moment
Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) sagte unmittelbar nach der Entscheidung, sie sei „erleichtert, ein bisschen stolz und auf jeden Fall glücklich“. Weiter sagte sie: „Ich neige nicht zu großen Worten: Aber das ist heute ein historischer Moment.“ Zum ersten Mal hätten sich alle Länder verpflichtet, den Klimawandel zu bekämpfen. „Wir als Industrieländer haben anerkannt, dass wir eine historische Verantwortung haben“, sagte sie. „Wir müssen den Ländern des Südens dabei helfen, den Klimawandel bekämpfen zu können.“ Hendricks hob hervor: „Das bedeutet den Abschied von fossilen Energien, also Dekarbonisierung.“ Die Welt werde sich von „Kohle, Öl und Gas verabschieden müssen“. Das dürfte auch für Deutschland gelten.
Kerry: Du hat einen hervorragenden Job gemacht
US-Außenminister John Kerry lobte – wie alle Redner – die Verhandlungsführung von Laurent Fabius. „Du hast einen hervorragenden Job gemacht“, sagte er. Das sei ein „unglaublicher Erfolg für alle unsere Bürger“. Frankreich habe kurz nach den Attentaten in Paris bewiesen, „dass wir gemeinsam Dinge erreichen können“. EU-Energiekommissar Miguel Arias Cañete hatte davor gesagt: „Frankreich hat die Welt geeinigt. Und wir sind stolz auf Frankreich.“ Chinas Klimabeauftragter Xie Zhenhua sagte, das Abkommen sei „nicht perfekt“, aber es „hindert uns nicht daran, einen Schritt voran zu gehen“. Sein Land sei ein „verantwortungsvolles Entwicklungsland“, das seine Verpflichtungen erfüllen werde. Indiens Umweltminister Prakash Javadekar sagte: „Wir haben ein neues Kapitel der Hoffnung aufgeschlagen.“ Er sei glücklich, auch wenn ie Industriestaaten hätten mehr tun können. Nur Nicaragua protestierte am Ende noch.
Umweltverbände jubeln und mahnen
Umweltverbände haben das Pariser Klimaschutz-Abkommen überwiegend gelobt, sehen nun aber auch Deutschland in der Pflicht für einen schnelleren Ausstieg aus der Kohle. Der Verband NABU erklärte am Samstagabend, der Weltklimavertrag sei ein positives Signal. Endlich gebe es wieder eine gemeinsame Basis der gesamten Staatengemeinschaft für den weltweiten Klimaschutz.
Allerdings klaffe mit der angestrebten Begrenzung der Erderwärmung auf 1,5 Grad jetzt eine noch größere Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Denn bisher liefen die vorgelegten freiwilligen Klimaschutzpläne der Staaten auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zu und der jetzt geschlossene Vertrag lasse offen, wie diese Lücke geschlossen werden könne. Für die EU bedeute das Abkommen, dass die Klimaziele bis 2030 noch einmal deutlich nachgeschärft werden müssten. Auch Deutschland müsse dies durch einen schnelleren Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas tun.
Ein Schwachpunkt des Abkommens sei, dass die Emissionen aus dem internationalem Luft- und Schiffsverkehr nicht einbezogen seien, kritisierte der Nabu mit. Beiden Bereichen werde starkes Wachstum vorhergesagt und sie würden bereits heute so viele Emission wie ganz Deutschland erzeugen. WWF-Klimaexpertin Regine Günther sagte, der Beschluss sei ein Signal, "dass die Welt sich von fossilen Energien beschleunigt verabschieden wird". Greenpeace-Chef Kumi Naidoo sagte: "Die Mühlen der Klimapolitik mahlen langsam, aber in Paris haben sie gemahlen." Das Abkommen stelle die Öl- und Kohleindustrie "auf die falsche Seite der Geschichte". BUND-Präsident Hubert Weiger sieht in dem Vertrag dagegen "keine angemessene Antwort auf die Klimakrise". (mit ehl/dpa)