zum Hauptinhalt
Die CDU setzt im Wahlkampf voll und ganz auf Angela Merkel.
© afp

Die CDU startet in den Wahlkampf: Überall nur Angela

Merkel neben Rentnern, Merkel am Ostseestrand, Merkel im Fußballstadion: 800.000 Heftchen mit Kanzlerinnen-Geschichten hat die CDU drucken lassen - und das ist erst der Anfang. Doch für die Union birgt diese Strategie auch eine Gefahr.

Von Antje Sirleschtov

Die Kanzlerin ist womöglich ein Geizkragen. Zumindest, wenn sie in der Küche steht und Kuchen backt. Dann spart sie nämlich mit den Streuseln. Zumindest findet Joachim Sauer das. Der ist Konditorensohn, Kanzlerinnen-Ehemann, und in letzterer Funktion muss er offenbar häufig ihren trockenen SparCake essen. Jedenfalls beschwert er sich wegen der Streusel „immer“. Sagt sie.

Was das mit der Bundestagswahl zu tun hat? Die allermeisten Deutschen kennen Angela Merkel als Kanzlerin, kein Politiker genießt so großes Ansehen wie sie, weshalb die CDU in den kommenden 48 Tagen an jedem Wahlkampfstand ihre Parteivorsitzende loben wird. Merkel ist das Aushängeschild der Partei. Nicht mal politische Botschaften braucht dieser Werbeträger. 800.000 Heftchen mit Merkel-Geschichten hat die CDU drucken lassen und noch mal 350.000 im Kleinformat. „Kanzlerin für Deutschland“, steht drauf. Merkel neben Rentnern, Merkel sitzt am Ostseestrand, Merkel spielt „Mensch ärgere dich nicht“ und Merkel strahlt auf jeder Seite, als sei das Dasein einer Kanzlerin ein einziges Freudenfest. Merkel in ihrem blauen Sakko, Merkel in ihrem roten Sakko, Merkel vor zwanzig Jahren, Merkel im Fußballstadion.

Angela Merkel - ihr fröhliches Gesicht kommt bald auf Großplakate

Und das ist erst der Anfang. Am Montag hat ihr Generalsekretär Hermann Gröhe die erste von drei Plakatkampagnen vorgestellt. Etwas bescheiden hat Gröhe gesagt, zunächst wolle sich seine CDU „vor allem mit inhaltlichen Botschaften“ präsentieren. Erst in Kampagne Nummer zwei und drei, also kurz und sehr kurz vor dem Wahltag Ende September, wolle man stärker „personalisieren“. Heißt: Merkels fröhliches Gesicht auf Großplakate drucken. Wenn knapp 1,2 Millionen Merkel-Heftchen in der ersten Kampagne nur der Anfang sind, dann wird das Wahlvolk ab September wohl das Haus nicht mehr verlassen können, ohne seiner Kanzlerin auf Schritt und Tritt zu begegnen.

Für die CDU bergen die kommenden Wochen vor allem eine Gefahr: die guten Umfragewerte für die Partei und vor allem für Merkel. Die Gefahr besteht darin, dass die eigenen Leute an den Wahlkampfständen den Eindruck vermitteln, dass die CDU die „Sache bereits im Kasten hat“. Hermann Gröhe ruft deshalb die Wahlhelfer auf, „alle Mann“ müssten „an Deck“ und warnt vor dem Glauben, die Wahl sei schon gelaufen.

Um Inhalte soll es der CDU aber auch gehen. Sagt Gröhe. Er findet, „Deutschland geht es gut“. Das sei eine „Gemeinschaftsleistung“ und müsse auch so bleiben. Alle sollten mitmachen – „Gemeinsam erfolgreich für Deutschland“. Ob die, die nicht für Merkel und ihre CDU sind, automatisch abseits von denen stehen, die „Deutschland gemeinsam erfolgreich“ machen? Hermann Gröhe sagt das nicht so direkt. Aber er weist darauf hin, dass auf den vier ersten Plakaten nur fröhlich lachende Menschen zu sehen sind. Anders, als bei der SPD, die Deutschland als „Jammertal darstelle, weshalb bei denen auch keine fröhlichen Menschen zu finden“ seien.

Insgesamt 8700 Großplakate und 300 000 kleinere mit einem Merkel-Porträt und kurzen Botschaften wie „Mehr für Familien“ oder „Sichere Arbeit“ will die CDU aufhängen. Auf den ersten Großplakaten steht unter anderem: „Wachstum braucht Weitblick. Und einen stabilen Euro“ oder „Jede Familie ist anders. Und uns besonders wichtig“. Darauf zu sehen sind ein junges Paar auf einem Motorroller, eine strahlende Großmutter mit ihrer Enkeltochter, eine Familie beim Kochen in der Küche und eine Arbeitsplatzsituation. Und in der Tat: Überall strahlen glückliche und zufrieden aussehende Menschen. 20 Millionen Euro will die CDU für diesen Wahlkampf ausgeben.

Zur Startseite