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Absperrung in der türkischen Stadt Diyarbakir, nachdem am Donnerstag dort ein Polizist erschossen worden war.
© Sertac Kayar/Reuters

Nach Tötung eines türkischen Soldaten: Türkische Armee feuert auf IS-Stellungen in Syrien

Der Konflikt an der Grenze zwischen der Türkei und Syrien spitzt sich zu. Die türkische Armee erwiderte den Beschuss von Dschihadisten aus Syrien. In Diyarbakir wurde erneut ein Polizist erschossen.

Nach der Tötung eines türkischen Soldaten durch Schüsse aus Syrien hat die Armee am Donnerstag über die Grenze zurückgeschossen. Die türkische Artillerie habe Stellungen der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) beschossen, wobei ein Kämpfer getötet worden sei, berichtete der Nachrichtensender NTV. Wenig später bestätigten die türkischen Streitkräfte in einer Erklärung diese Informationen. Vier weitere Soldaten seien verletzt worden. Das Feuer sei von syrischer Seite von IS-Kämpfern eröffnet worden, erklärte die Armee weiter. Das Militär habe daraufhin einen IS-Kämpfer erschossen und die Waffen des Toten beschlagnahmt. Drei Fahrzeuge der Milizen seien beschädigt worden.

Nach Angaben türkischer Medien wurden in der Grenzregion Kilis durch die Schüsse aus Syrien ein Unteroffizier getötet. Wie bei ähnlichen Fällen in der Vergangenheit erwiderte die türkische Armee umgehend das Feuer. Die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, Panzer hätten fünf Geschosse auf IS-Stellungen abgefeuert. Der IS kontrolliert das Grenzgebiet im Norden der syrischen Provinz Aleppo.

Der Vorfall erfolgte drei Tage nachdem ein Selbstmordattentäter in der türkischen Grenzstadt Suruc 32 Menschen getötet und rund hundert weitere verletzt hatte. Die meisten Opfer waren junge Freiwillige der Föderation Sozialistischer Jugendverbände (SGDF), die beim Wiederaufbau der syrischen Grenzstadt Kobane helfen wollten. Die Stadt war bei monatelangen Kämpfen zwischen kurdischen Milizen und der IS-Miliz größtenteils zerstört worden.

Die türkischen Behörden machten die IS-Extremisten für den Anschlag in Suruc verantwortlich. Kritiker werfen der türkischen Regierung seit langem vor, vor allem besorgt über ein Erstarken der Kurden im Norden Syriens zu sein und zu wenig gegen die Dschihadisten zu unternehmen oder diese sogar mit Waffen zu unterstützen. Zudem gibt es Klagen, dass türkische Grenzschützer die Rekruten der Dschihadisten unbehelligt die Grenze überqueren lassen.

Am Dienstag wurden zwei Polizisten erschossen in ihrem Haus in der Grenzstadt Ceylanpinar aufgefunden. Die bewaffnete Arm der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sprach von einer "Strafaktion", da die Polizisten mit IS-Kämpfern kooperiert hätten. Am Donnerstagmorgen wurden bei Razzien drei Verdächtige wegen der Morde festgenommen, wie Anadolu berichtete. Die Polizei gedachte in Sanliurfa der Toten, bevor diese zur Bestattung in ihre Heimatorte gebracht wurden.

Am Donnerstag wurde in Diyarbakir erneut ein Polizist erschossen und ein zweiter Beamter schwer verletzt. Aus Polizeikreisen verlautete, die beiden Polizisten seien zu einem Unfall in der PKK-Hochburg Sehitlik gerufen worden. Mehrere Bewaffnete hätten das Feuer auf die Polizisten eröffnet und seien anschließend geflohen.

Die kurdische Bewegung der patriotischen revolutionären Jugend (YDG-H) teilte unterdessen mit, sie habe in Istanbul einen Händler getötet, der der IS-Miliz angehört habe. "Die Mörder von Suruc werden zur Rechenschaft gezogen", schrieb die Gruppe.

Unterdessen berieten US-Präsident Barack Obama und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan über die Bedrohung durch die IS-Miliz. In einem Telefonat hätten die beiden Staatschefs über eine Ausweitung der Zusammenarbeit gegen die Extremisten sowie die Konflikte im Irak und in Syrien gesprochen, teilte das Weiße Haus am Mittwoch mit. Außerdem habe Obama den Familien der Opfer von Suruc sein Beileid bekundet. (AFP)

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