Region um Asas: Türkei weitet Einfluss im besetzten Norden Syriens aus
Die Türkei nennt es nicht so, aber de facto hat das Land ein türkisches Protektorat in der nordsyrischen Region um Asas und Al-Bab aufgebaut.
Das Telefonnetz ist türkisch, die Produkte im Supermarkt sind türkisch und in der Schule wird seit kurzem auch Türkisch als Fremdsprache unterrichtet: Zwei Jahre nach Eroberung der nordsyrischen Region um Asas, Al-Bab und Dscharablus durch die Türkei ist die Präsenz türkischer Unternehmen und Institutionen in der Region unübersehbar. Auch wenn die Türkei es nicht so bezeichnet, handelt es sich de facto um ein türkisches Protektorat, und wenig deutet darauf hin, dass Ankara bald wieder abziehen wird.
"Die gesamte Verwaltung dieser Städte wird von der Türkei geführt. Es ist eine Art Mandat", sagt Ahmet Yayla von der US-Universität DeSales der Nachrichtenagentur AFP. Zwar seien diese Gebiete nicht offiziell Teil der Türkei, doch unterstünden sie "de facto" der Regierung in Ankara. Seit der Einnahme der nordsyrischen Region beim Militäreinsatz "Schutzschild Euphrat" hat sich die Türkei immer weiter in dem Gebiet verwurzelt.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Einsatz im August 2016 gestartet, um die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) von der Grenze zurückzudrängen. Im Frühjahr eroberte die türkische Armee mit verbündeten syrischen Rebellen auch die mehrheitlich kurdische Region Afrin von der YPG-Miliz, so dass Ankara nun den ganzen Nordwesten Syriens kontrolliert.
"Alles hier kommt von unseren türkischen Brüdern", sagt der Vorsitzende des Gemeinderats von Asas, Mohammed Hamdan Keno, in seinem Büro, an dessen Wand die türkische Fahne neben der Fahne der syrischen Opposition hängt. Die Türkei habe geholfen, die beschädigten Straßen, Moscheen und Schulen zu renovieren. Derzeit arbeite eine türkische Firma zudem daran, die Straßenbeleuchtung wiederherzustellen.
"Die Solidarität hat keine Grenzen", steht auf einer Hauswand in Asas auf Türkisch und Arabisch. Viele Straßenschilder sind heute zweisprachig, an den Schulen der Stadt wurde Französisch als Fremdsprache kürzlich durch Türkisch ersetzt wurde. Der Türkisch-Unterricht sei "eine Garantie für die Zukunft unserer Kinder", sagt der Gemeinderatsvorsitzende Keno. Schließlich sei die Türkei "jetzt unsere Schutzmacht".
Im Hauptkrankenhaus von Dscharablus hängt ein großes Porträt Erdogans, die Leitung wurde von Türken übernommen. Seit kurzem gibt es in Asas auch eine Filiale der türkischen Post PTT, und viele Einwohner nutzen Sim-Karten von Türk Telekom. "Wir haben drei Sendemasten in Al-Bab, Asas und Dscharablus errichtet", sagt der Firmenvertreter Ahmad Hadbeh, dessen Filiale sich über eine rege Nachfrage freut.
Im Einkaufszentrum der Stadt verkauft Salim Horani derweil Stoff und Schuhe, die er von jenseits der Grenze eingeführt hat. "Die türkischen Produkte sind deutlich günstiger" als Waren aus dem Inneren Syriens, sagt der Verkäufer. Draußen auf den Straßen sorgen von der Türkei ausgebildete Polizeikräfte für Ordnung. Die eigentliche Macht liegt freilich weiter in der Hand des türkischen Militärs und Geheimdiensts. (AFP, dpa)