Paula White: Trumps persönliche Pastorin
Die Fernsehpredigerin aus Florida arbeitet künftig aus dem Weißen Haus heraus für Trumps Wiederwahl. Ein Porträt.
Paula White bringt die derzeit vielleicht wichtigste Eignung mit ins Weiße Haus: Sie ist kampferprobt. Die Fernsehpredigerin hat Skandale überlebt, gescheiterte Ehen durchgestanden und sich trotz Gegenwind aus den eigenen Reihen behauptet. Nun soll sie US-Präsident Donald Trump inmitten des Impeachment-Getöses zur Wiederwahl verhelfen. Nicht nur, indem sie für ihn betet, sondern vor allem, indem sie evangelikale Wähler mobilisiert. Dass sie aus Florida, Trumps neuem Hauptwohnsitz kommt, ist ein weiterer Faktor, der aus seiner Sicht für sie spricht.
White soll sich um die Öffentlichkeitsarbeit im Rahmen der „Faith and Opportunity Initiative“ kümmern, die der Präsident 2018 gestartet hat. Das berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf einen Regierungsvertreter. Die Initiative soll Kirchen und religiösen Verbänden helfen, ihre Anliegen einzubringen. Trump und White kennen sich seit vielen Jahren, einmal die Woche sollen sie miteinander sprechen. Sie half im Wahlkampf, bei seiner Amtseinführung betete sie für ihn. Die 53-Jährige gehört zu einer Gruppe evangelikaler und pfingstkirchlich orientierter Pastoren und vertritt die Auffassung, dass Wohlstand und Gesundheit ein Zeichen für ein gottgefälliges Leben seien. Da Trump erfolgreich ist, muss er unterstützt werden, so die Theorie.
Whites Vermögen wird auf mehrere Millionen Dollar geschätzt
White ist nicht unumstritten: Für viele Christen vertritt die „Wohlstandspredigerin“, deren Vermögen auf mehrere Millionen Dollar geschätzt wird, einen Irrglauben. 2007 untersuchte der US-Senat ihr intransparentes Geschäftsgebaren, eine Straftat konnte White aber nicht nachgewiesen werden. Das alles schreckt Trump nicht, im Gegenteil: Eine erfolgreiche Frau, die im Fernsehen gegen den Mainstream predigt, dabei mithilfe der sozialen Medien eine große Anhängerschaft hinter sich versammelt und ein Luxusleben führt, das gefällt ihm. Er selbst, der schillernde New Yorker Immobilienmogul, ist ja gegen den Mainstream in seiner eigenen Partei Präsident geworden.
Die Evangelikalen hatten daran 2016 großen Anteil. Der Präsident weiß das, und er handelt danach. Seine Richterernennungen finden bei dieser Wählergruppe großen Applaus. Auch beim Thema Abtreibung versucht er alles, um deren Wünsche zu erfüllen. Bisher geht das auf: Laut dem „Public Religion Research Institute“ sind 76 Prozent der weißen Evangelikalen mit seiner Amtsführung zufrieden. White soll jetzt direkt aus der Machtzentrale in Washington daran arbeiten, dass das auch bis November 2020 so bleibt.