Vor Assads Angriff auf Idlib: Trump warnt Assad vor „Gemetzel“ in Idlib - Berlin hofft auf Moskau
In der syrischen Rebellenhochburg Idlib halten sich drei Millionen Zivilisten auf, der Angriff syrischer Truppen könnte zu einer humanitären Katastrophe führen.
Vor dem erwarteten Angriff syrischer Truppen auf die Rebellenhochburg Idlib hat US-Präsident Donald Trump den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad vor einem „Gemetzel“ gewarnt. „Die Welt schaut zu, und die Vereinigten Staaten schauen sehr genau zu“, sagte Trump am Mittwoch am Rande eines Treffens mit dem Emir von Kuwait, Scheich Sabah, im Weißen Haus. „Wenn es ein Gemetzel ist, wird die Welt sehr, sehr wütend werden und die Vereinigten Staaten werden ebenfalls sehr wütend werden.“ In der Provinz Idlib hielten sich mindestens drei Millionen „unschuldige Menschen“ auf.
Die EU-Staaten im UN-Sicherheitsrat riefen derweil Russland und den Iran dazu auf, bei ihren Syrien-Gesprächen am Freitag die bisher vereinbarte Waffenruhe aufrechtzuerhalten. Eine militärische Eskalation im Nordwesten des Bürgerkriegslandes könne „katastrophale humanitäre Folgen für die Zivilbevölkerung“ haben, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung Großbritanniens, Frankreichs, Schwedens, Polens und der Niederlande vom Donnerstag. Auch Deutschland, Belgien und Italien, die kürzlich im Rat saßen oder bald sitzen werden, zeichneten die Erklärung mit.
Die geplante Offensive der syrischen Regierung gegen die Rebellenhochburg Idlib würde drei Millionen Menschen bedrohen, darunter eine Million Kinder, heißt es in der Erklärung weiter. Der ohnehin gefährliche Konflikt in Syrien würde damit weiter eskalieren. Die syrische Regierung und alle beteiligten Konfliktparteien müssten Zurückhaltung üben und Menschenleben schützen. Zudem müsse humanitären Helfern Zugang zu betroffenen Gebieten gewährt werden.
Die Bundesregierung hofft auf das Veto Moskaus, um einen Angriff zu verhindern. „Wir erwarten von Russland, das syrische Regime von einer Katastrophe abzuhalten“, sagte die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Auch Außenminister Heiko Maas sagte, dass Idlib bei seinem Antrittsbesuch in der Türkei ein „ganz wichtiges Thema“ sein werde. Ankara versucht, die Offensive zu stoppen, unter anderem wegen möglicher Flüchtlingsströme in Richtung Türkei.
Die syrische Armee hat Truppen zusammengezogen und bereitet einen Angriff auf die Provinz im Nordwesten des Landes vor, in dem sich neben Zehntausenden Bewaffneten, darunter vielen Extremisten, auch etwa drei Millionen Zivilisten befinden. Idlib ist das letzte große Gebiet des Bürgerkriegslandes, das noch von Rebellen beherrscht wird. Dominiert werden diese von dem Al-Kaida-Ableger Haiat Tahrir al-Scham (HTS), der früheren Al-Nusra-Front.
Schicksal der Rebellenhochburg entscheidet sich am Freitag
Das Schicksal der Rebellenhochburg wird sich laut Moskau nach dem Treffen der Präsidenten Russlands, des Irans und der Türkei am Freitag in Teheran entscheiden. Dann werde Klarheit über die militärische Lage herrschen, sagte der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow der Agentur Interfax zufolge. Russland und der Iran sind Verbündete Assads, die Türkei stützt die Rebellen.
Kremlsprecher Dmitri Peskow nannte die Situation in Idlib besorgniserregend. Russland berate mit allen seinen internationalen Kontakten über die Lage. Russische Kampfjets hatten am Dienstag eine Reihe von Luftangriffen auf die Region geflogen. Mit heftigen Bombardements aus der Luft wurden in der Vergangenheit Bodenoffensiven auf syrische Rebellenhochburgen vorbereitet.
Rjabkow rechtfertigte einen möglichen Angriff: Anders werde sich Syrien nicht normalisieren. „Unsere westlichen Kollegen verstehen, dass man die Region von Terrorgruppen und Banditen befreien muss“, sagte er. Ähnlich äußerte sich auch der Iran.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan warnte derweil vor einer Eskalation der Gewalt. Was in Idlib vor sich gehe, sei „unbarmherzig“, sagte er türkischen Medienberichten zufolge. „Gott bewahre, wenn diese Gebiete mit Raketen beschossen werden, dann gibt es da ein sehr schlimmes Massaker.“ Ankara bereitet sich bereits seit Tagen auf einen möglichen Flüchtlingsansturm vor.
Bereits am Dienstag hatte das Weiße Haus eine scharfe Warnung an Assad gerichtet. Falls die syrischen Truppen erneut Chemiewaffen einsetzen sollten, würden die USA und ihre Verbündeten darauf schnell und „in angemessener Weise“ reagieren, hieß es in einer Mitteilung. (dpa)