„Wir machen so viel für Schweden“: Trump kämpft für inhaftierten Rapper Asap Rocky
Erst telefoniert er mit Schwedens Ministerpräsident, dann beklagt sich Donald Trump bei Twitter. Der US-Präsident will den Rapper aus dem Gefängnis holen. Warum?
Im Fall des in Schweden inhaftierten US-Rappers Asap Rocky hat Präsident Donald Trump die Regierung des Landes kritisiert. Er sei „sehr enttäuscht“ von Ministerpräsident Stefan Löfven wegen dessen Handlungsunfähigkeit, twitterte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit). „Schweden hat unsere afroamerikanische Gemeinschaft in den Vereinigten Staaten im Stich gelassen“, fügte er hinzu.
Die schwedische Regierung reagierte zurückhaltend auf die wütenden Worte des US-Präsidenten. Ein Sprecher von Regierungschef Stefan Löfven verwies auf vorherige Aussagen des Ministerpräsidenten in dem Fall. „Er ist sehr deutlich dabei gewesen, dass in Schweden alle vor dem Gesetz gleich sind und sich die Regierung nicht in ein laufendes Rechtsverfahren einmischen kann“, sagte der Sprecher dem Fernsehsender SVT.
Schwedens US-Botschafterin Karin Olofsdotter wies ebenfalls auf die Unabhängigkeit der schwedischen Justiz hin. „In Schweden ist jeder vor dem Gesetz gleich. Die Regierung ist nicht befugt und wird nicht versuchen, sich in Gerichtsverfahren einzumischen“, schrieb sie auf Twitter.
Der frühere schwedische Ministerpräsident und Ex-Außenminister Carl Bildt schlug in dieselbe Kerbe, wurde dabei aber deutlicher. Das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit gelte für jeden und liege einer unabhängigen Justiz eben zugrunde, twitterte Bildt. „So ist es in den USA, und so ist es gewiss in Schweden. Politische Einmischung in den Prozess ist eindeutig verboten! Klar?“
Verhandlung bereits am Dienstag
In einem weiteren Tweet legte er nach: „Wenn Donald Trump versucht, in seinem eigenen Land die Justiz zu behindern, dann wird er mit den Grundsätzen der US-Verfassung in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.“
Die schwedische Staatsanwaltschaft hatte am Donnerstag Anklage wegen Körperverletzung gegen Asap Rocky sowie zwei seiner Begleiter erhoben. Die Gerichtsverhandlung soll bereits am kommenden Dienstag beginnen. Trump hatte wegen des Falls am Wochenende mit Löfven telefoniert.
Der 30 Jahre alte Rocky war nach einem Auftritt auf dem Stockholmer „Smash“-Festival festgenommen worden, weil er einige Tage zuvor auf offener Straße einen Mann zusammengeschlagen haben soll. Die Schlägerei wurde in einem Video festgehalten, das den Musiker belastet. Er berufe sich aber auch auf weiteres Material, erklärte Staatsanwalt Daniel Suneson.
Kanye West rief Trump an
In dem zuerst vom Promi-Portal TMZ.com veröffentlichten Video ist zu sehen, wie Rocky einen jungen Mann heftig zu Boden wirft und anschließend zusammen mit seinen Begleitern auf ihn einprügelt. Der Musiker selbst gab an, von zwei Männern verfolgt worden zu sein und sich lediglich selbst verteidigt zu haben. Um das zu untermauern, stellte er selbst Aufnahmen auf Instagram, die zeigen sollen, wie sein Team von den Männern provoziert wurde.
Dass Trump sich in dem Fall so engagiert, liegt an dem Rapper Kanye West. Der pflegt sowohl zu Asap Rocky als auch zu Trump ein gutes Verhältnis. Er rief wegen des schwedischen Verfahrens den US-Präsidenten an, woraufhin der sich an den schwedischen Ministerpräsidenten Löfven wandte.
Trump schrieb nun auf Twitter, er habe Aufnahmen gesehen, die zeigten, dass Rocky von „Unruhestiftern“ verfolgt und bedrängt worden sei. „Behandelt Amerikaner fair!“, forderte der US-Präsident. Der Rapper müsse seine Freiheit zurückbekommen. „Wir machen so viel für Schweden, aber umgekehrt scheint das nicht zu funktionieren. Schweden sollte sich auf sein echtes Kriminalitätsproblem konzentrieren!“, erklärte er.
Asap sagt, er sei länger provoziert worden
Rockys Anwalt Slobodan Jovicic sagte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz in Stockholm, der Musiker räume ein, den Mann bei der Auseinandersetzung zu Boden geworfen zu haben, auf dessen Arm getreten zu sein und ihn geschubst zu haben. Dies sei aber nach Provokationen des Kontrahenten geschehen.
Dieser und ein weiterer Mann hätten Asap Rocky verfolgt, sich aggressiv verhalten und seinen Bodyguard angegriffen. Der Musiker habe daraufhin länger versucht, die Männer davon zu überzeugen, sie in Ruhe zu lassen. „Er betrachtet sich als unschuldig“, sagte Jovicic.
Der Fall des Rappers hat in den vergangenen Wochen international immense Wellen geschlagen. Stars wie Reality-TV-Persönlichkeit Kim Kardashian und Popsänger Justin Bieber waren Rocky zur Seite gesprungen und hatten seine Freilassung gefordert. Kardashian hatte sich bei Trump im vergangenen Jahr auch für die Verkürzung einer lebenslangen Haftstrafe einer Frau eingesetzt, die in den 90er Jahren im Zusammenhang mit Drogendelikten verurteilt worden war. Der Präsident gab der Haftverkürzung statt, die Frau wurde freigelassen. (dpa)