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Trumps ehemaliger Anwalt Michael Cohen sagt unter Eid gegen den Präsidenten aus.
© Jonathan Ernst/REUTERS

Ex-Anwalt Michael Cohen: „Trump ist ein Rassist, ein Hochstapler und ein Betrüger“

Trumps einstiger persönlicher Anwalt rechnet bei seiner Anhörung im Kongress mit ihm ab. Michael Cohen wirft dem US-Präsidenten Rechtsbruch und Lügen vor.

Es sind Momente wie dieser, auf die die Republikaner hoffen. Michael Cohen, einst als persönlicher Anwalt die rechte Hand von Donald Trump, soll auf die Frage antworten, ob er glaube, dass er ein guter Anwalt gewesen sei. Seine Befragung vor dem Kontrollausschuss des US-Repräsentantenhauses dauert da schon mehr als zwei Stunden. Die Frage hat Thomas Massie gestellt, der republikanische Abgeordnete aus Kentucky, der noch am Vortag mit zwölf anderen Parteifreunden und der demokratischen Mehrheit im Parlament gegen Trumps Mauer-Notstand stimmte, also kein Trump-Jünger.

Cohen zögert, was an diesem Mittwoch selten passiert, und sagt dann: Ja. Besonders überzeugend wirkt das nicht, und Massie legt nach. Wie könne man ein guter Rechtsberater sein, wenn man nach eigenen Worten noch nicht einmal darüber nachgedacht habe, ob es legal sei, ein Schweigegeld an den Pornostar Stormy Daniels zu zahlen.

Es ist schnell klar geworden, was das Hauptziel der Republikaner bei dieser Anhörung ist: Sie wollen die Glaubwürdigkeit des Zeugen zerstören, eines Zeugen, der ja bereits zugegeben habe, den Kongress belogen zu haben, verurteilt sei und im Mai seine dreijährige Gefängnisstrafe antreten müsse, wie gleich mehrere der Abgeordneten anmerken. Auch Trump selbst greift Cohen am Mittwoch aus Nordkorea an: „Er lügt, um seine Gefängniszeit zu verringern“, schreibt er auf Twitter.

Dass Cohen ein notorischer Lügner ist, gehört inzwischen zum Allgemeinwissen. Aber nun will er die Öffentlichkeit davon überzeugen, dass er dieses Mal die Wahrheit sagt, nichts als die Wahrheit, wie er es zu Beginn der Befragung schwört. Und das, was er sagt, als erster ehemals enger Vertrauter des Präsidenten in einer öffentlichen Untersuchung, hat es in sich. Die vielleicht wichtigste Aussage: Trump habe vorab von der Veröffentlichung gehackter E-Mails der Demokraten durch Wikileaks im Wahlkampf 2016 gewusst – Cohen wirft Trump damit vor, direkt in die Schmutzkampagne gegen Hillary Clinton verwickelt zu sein.

"Er hat mir auf seine Art gesagt, dass ich lügen soll"

Cohen sagt auch, er habe den Kongress im November nur belogen, um Trump zu schützen. Dabei ging es um den geplanten Bau eines Trump-Towers in Moskau, der letztlich nicht zustande kam. Cohen hatte zunächst erklärt, die Pläne seien im Januar 2016 aufgegeben worden. Später gab er zu, noch bis ungefähr Juni 2016 versucht zu haben, eine Genehmigung der russischen Behörden für das Projekt zu erhalten, zu einer Zeit, als sich Trump bereits im Wahlkampf befand. Der bestreitet das.

Cohens Beschreibung, wie ihn der Präsident zwar nicht direkt – „so arbeitet Trump nicht“ –, aber dennoch unmissverständlich aufgefordert habe zu lügen, klingt juristisch weich. Aber Cohen hat mehr als zehn Jahre lang für Trump gearbeitet, er sagt, er habe gewusst, was dieser von ihm wollte. Während des Wahlkampfs habe Trump ihm in die Augen geschaut und gesagt, es gebe keine Russland-Geschäfte, obwohl die Verhandlungen da noch liefen. Dann sei Trump rausgegangen und habe selbst das Volk auf diese Weise belogen. „Er hat mir auf seine Art gesagt, dass ich lügen soll.“

Cohen zeichnet ein verheerendes Bild seines einstigen Chefs. „Er ist ein Rassist. Er ist ein Hochstapler. Und er ist ein Betrüger“, sagt der 52-Jährige in seinem 30-minütigen Eingangsstatement, das er ruhig vorträgt, die Hände gefaltet. „Ich bereue all die Hilfe und Unterstützung, die ich ihm die ganze Zeit gewährt habe.“ Auch bereue er, der Öffentlichkeit die Wahrheit über Trump so lange vorenthalten zu haben. Er führt seine Vorwürfe mit Beispielen aus, etwa wie sich Trump immer wieder beleidigend über Afroamerikaner geäußert habe oder wie er in dessen Auftrag Schulen bedroht habe für den Fall, dass die seine Noten herausgegeben würden.

Als Beleg hat Cohen solch einen Brief dabei, zusammen mit anderen Dokumenten, die seine Aussage belegen sollen. Darunter sind auch Kopien von Vermögensbilanzen aus den Jahren 2011 bis 2013, mit denen Trump die Deutsche Bank belogen habe soll, um so noch an Darlehen zu kommen, als US-Banken das ablehnten.

Was Cohen nicht vorlegt, sind Beweise dafür, dass Trump oder sein Wahlkampfteam 2016 Geheimabsprachen mit Russland getroffen hätten – ein Vorwurf, den FBI-Sonderermittler Robert Mueller untersucht, mit dem Cohen kooperiert. Cohen sagt lediglich, er habe den Verdacht, dass Trump von einem Treffen von Vertretern des Wahlkampfteams mit Russen im Juni 2016 gewusst habe. Aber ein Verdacht wird nicht reichen, um den Präsidenten aus dem Amt zu entfernen.

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