Atomkrise mit Nordkorea: Trump: Gespräche mit Pjöngjang "sind Zeitverschwendung"
US-Präsident Trump hat seinen eigenen Außenminister Tillerson öffentlich brüskiert. Er nennt dessen Gesprächsversuche mit Nordkorea "Zeitvergeudung".
US-Präsident Donald Trump hat seinen Außenminister Rex Tillerson wegen dessen Gesprächsbereitschaft gegenüber Nordkorea öffentlich brüskiert. „Ich habe Rex Tillerson, unserem wunderbaren Außenminister, gesagt, dass er seine Zeit vergeudet, indem er versucht, mit Little Rocket Man zu verhandeln“, twitterte Trump am Sonntag. „Spar dir deine Energie, wir werden tun, was getan werden muss.“ Trump bezog sich auf Tillersons Enthüllung vom Samstag, dass über einen direkten Draht Versuche laufen, die Führung in Pjöngjang zu Gesprächen über das nordkoreanische Atom-und Raketenprogramm zu bewegen. „Little Rocket Man“ (Kleiner Raketenmann) ist Trumps Bezeichnung für Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un.
Zuvor hatte das US-Außenministerium enthüllt, die USA suchten im Konflikt um das nordkoreanische Atom-und Raketenprogramm das Gespräch mit Pjöngjang - über direkte Kanäle. Allerdings war die US-Regierung bisher damit abgeblitzt. Es gebe keine Hinweise darauf, dass die nordkoreanische Führung an Gesprächen über eine Denuklearisierung interessiert sei, teilte Ministeriumssprecherin Heather Nauert mit. Die Führung in Pjöngjang reagierte bislang nicht auf diese Angaben.
Außenminister Rex Tillerson hatte erstmals publik gemacht, dass die USA jenseits der gegenseitigen öffentlichen Kriegsrhetorik über drei Kommunikationskanäle sondierten, ob Pjöngjang Gespräche wolle. „Wir befinden uns nicht in einem Blackout“, sagte er der „New York Times“ zufolge während eines Besuches in Peking. „Wir können mit ihnen reden. Wir reden mit ihnen.“ Danach gefragt, ob die Kommunikationsdrähte über China liefen, schüttelte er den Kopf. „Direkt“, sagte er. „Wir haben unsere eigenen Kanäle.“
Unklar ist, welche Folgen Trumps jetzige Äußerungen haben.
Nauert hatte zuvor gesagt, die USA hätten Nordkorea zugesichert, dass sie nicht daran interessiert seien, „den Zusammenbruch des gegenwärtigen Regimes zu fördern, Regimewandel zu verfolgen, die Wiedervereinigung der Halbinsel zu beschleunigen oder Kräfte nördlich der demilitarisierten Zone zu mobilisieren“. Dennoch hätten nordkoreanische Offizielle keine Hinweise gegeben, dass sie an Gesprächen über eine Denuklearisierung interessiert oder dazu bereit seien.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel hatte das Washingtoner Gesprächsangebot gelobt. „Das ist genau die richtige Richtung und ein großer und mutiger Schritt für die USA“, sagte der SPD-Politiker am Sonntag. Nordkorea wäre „gut beraten, dieses Gesprächsangebot ernst zu nehmen“.
Gespräche mit der chinesischen Führung
Der Konflikt um Pjöngjangs Atom- und Raketenprogramm stand am Samstag auch im Mittelpunkt der Gespräche von Tillerson mit der chinesischen Führung in Peking. Der US-Außenminister, der sogar von Staatschef Xi Jinping persönlich empfangen wurde, bereitete mit seiner Visite zugleich den geplanten Besuch von US-Präsident Donald Trump im November in China vor.
Xi lobte die „sehr guten Arbeitsbeziehungen und persönliche Freundschaft“, die seit seinem ersten Treffen mit dem US-Präsidenten im April in Trumps Golfclub Mar-a-Lago in Florida bestünden. Er gehe davon aus, dass Trumps erster Besuch in China „besonders, wunderbar und erfolgreich“ werde, sagte Xi nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua bei der Begegnung mit Tillerson weiter. „Die Visite wird eine große Gelegenheit für die Entwicklung der chinesisch-amerikanischen Beziehungen.“
Auch der US-Außenminister sprach bei einem Treffen mit Chinas Staatsrat Yang Jiechi von einer „sehr regelmäßigen und engen Arbeitsbeziehung“, die Trump und Xi entwickelt hätten. Yang Jiechi, der oberste für Außenpolitik zuständige chinesische Politiker, rief dazu auf, sich auf die Kooperation zu konzentrieren und „angemessen mit unseren Differenzen umgehen“.
Die USA hatten versucht, China zu mehr Druck auf Nordkorea zu drängen, das rund 90 Prozent seines Handels über den großen Nachbarn abwickelt. Peking ist aber gespalten: Zwar will das Land in seiner Nachbarschaft keine Atomwaffen. Jedoch fürchtet China einen Kollaps Nordkoreas, der Flüchtlingsströme nach China und das Heranrücken von US-Truppen bis an die chinesische Grenze zur Folge haben könnte.
Peking will deswegen nicht zu weit gehen, setzt aber die mitbeschlossenen UN-Sanktionen gegen Nordkorea um. So ordnete Peking erst am Donnerstag im Rahmen der UN-Beschlüsse eine Schließung aller nordkoreanischen Unternehmen in China bis Ende Januar an, lehnt aber ein von den USA gefordertes komplettes Öl-Embargo gegen Nordkorea ab. (dpa)