„Dann geht man einfach“: Trump ermuntert London zu hartem Brexit
Zunächst empfiehlt der US-Präsident den Briten, Ex-Außenminister Johnson zum Premier zu machen. Jetzt äußert Trump seine Vorstellungen zum EU-Austritt.
US-Präsident Donald Trump hat sich kurz vor seinem Staatsbesuch in Großbritannien erneut in die inneren Angelegenheiten Londons eingemischt. In einem Interview mit der "Sunday Times" erneuerte Trump seine Kritik am bisherigen Brexit-Kurs der britischen Regierung unter Premierministerin Theresa May und rief den künftigen Premierminister dazu auf, die Verhandlungen mit der EU abzubrechen, falls kein zufriedenstellendes Ergebnis dabei herauskomme. Londons Bürgermeister Sadiq Khan griff den US-Präsidenten in einem Zeitungskommentar scharf für dessen "spaltendes Verhalten" an.
Der US-Präsident empfahl der britischen Regierung, den Brexit-Hardliner Nigel Farage in die Verhandlungen mit Brüssel einzubeziehen. Dieser habe "eine Menge zu bieten". Der rechtspopulistische Politiker hatte mit seiner neu gegründeten Brexit-Partei bei der Europawahl die meisten Stimmen geholt. "Wenn man keinen fairen Deal bekommt, dann geht man einfach", sagte Trump zu den Verhandlungen über den EU-Austritt Großbritanniens.
London sollte sich weigern, die mit dem Brexit fälligen Finanzforderungen zu zahlen, riet Trump. "Ich würde nicht zahlen, das ist eine gewaltige Summe", sagte er. Dem aktuellen Brexit-Abkommen zufolge müsste Großbritannien eine Austrittsrechnung begleichen, die auf rund 45 Milliarden Euro geschätzt wird.
Trump reist am Montag zu einem dreitägigen Staatsbesuch nach London, wo er neben Königin Elizabeth II. auch die scheidende Premierministerin Theresa May treffen wird. Der US-Präsident hatte sich bereits am Freitag in die britische Innenpolitik eingemischt und Ex-Außenminister Boris Johnson als künftigen Premierminister empfohlen. "Ich glaube, Boris würde eine sehr gute Arbeit machen. Ich glaube, er würde hervorragend sein", sagte Trump.
May hatte angesichts des monatelangen Widerstands gegen ihren Brexit-Kurs ihren Rücktritt als Vorsitzende der Konservativen und damit auch als Regierungschefin angekündigt. Den Parteivorsitz will sie im Anschluss an Trumps Besuch am 7. Juni abgeben. In London sind während Trumps Besuch große Proteste geplant.
Bürgermeister Sadiq Khan von der oppositionellen Labour-Partei warf dem US-Präsidenten im "Observer" vor, sich mit seinem Verhalten über die "Ideale hinwegzusetzen, auf denen Amerika gegründet wurde – Gleichheit, Freiheit und religiöse Freiheit". Trump sei eines der "ungeheuerlichsten Beispiele" für die wachsende weltweite Gefahr durch die politische Rechte, schrieb Khan. (AFP)