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Polizeieisatz in Deutschland (Archivbild).
© Christian Pörschmann/dpa-Zentralbild/ZB
Update

Mecklenburg-Vorpommern: Trinker jagen Hunde auf Flüchtlinge aus Eritrea

Eine Gruppe Deutscher hat zwei Hunde auf Flüchtlinge aus Eritrea gehetzt. Weil die Hunde aber nicht angriffen, schlugen die Deutschen zu.

Donnerstag gegen 19 Uhr im mecklenburgischen Städtchen Friedland. Zwei junge Eritreer radeln am idyllischen Mühlenteich entlang. Ein Trupp Trinker sitzt da mit zwei Hunden und wird aggressiv, als er die dunkelhäutigen Flüchtlinge sieht. Die Gruppe hetzt die Tiere auf sie. Doch die Eritreer radeln weiter, werden auch nicht gebissen. Jetzt rennen vier der Trinker, darunter eine Frau, hinterher. Sie stoppen die Flüchtlinge, zwei Trinker schlagen zu. Einer wirft die Fahrräder ins Wasser. Die Eritreer rufen über ihre Handys die Polizei, die kommt auch bald. Doch auch dann noch rufen die Trinker in Richtung der Flüchtlinge „Scheiß Ausländer“ und „ihr seid keine Deutschen“.

Der Polizeibericht schildert ein Stück Alltagsrassismus in Deutschland. Das Bundeskriminalamt meldet für 2017 insgesamt 2219 Angriffe auf Flüchtlinge und ihre Unterkünfte. Die meisten Vorfälle werden öffentlich kaum bekannt, jedenfalls nicht bundesweit. Das ist bei der Attacke in Friedland anders, viele Medien berichten über die Attacke mit Hunden.

Innenminister verurteilt den Angriff

Landesinnenminister Lorenz Caffier (CDU) verurteilt den Angriff und betont, nach bisherigen Erkenntnissen sei „von einem fremdenfeindlichen Hintergrund auszugehen“. Der polizeiliche Staatsschutz ermittle „intensiv“. In Mecklenburger Polizeikreisen heißt es allerdings, „da haben sich keine Nazis zusammengerottet, das waren die Friedländer Dorf-Assis“. Das Polizeipräsidium Neubrandenburg sagt, die Schläger seien bereits wegen Körperverletzung, Sachbeschädigung und anderer Delikte bekannt, aber nicht wegen politischer Straftaten. Caffier hofft so oder so auf empfindliche Strafen. „Ich gehe davon aus, dass eine deutliche Entscheidung der Justiz eine abschreckende Wirkung haben kann.“

Die Eritreer scheinen den Vorfall besser überstanden zu haben als andere Opfer rassistischer Gewalt. „Ich habe einen Schlag in den Nacken bekommen“, sagt einer der beiden am Freitag dem Tagesspiegel. Er und sein Freund hätten trotz Schlägen gegen den Kopf keine Schmerzen. Und sie wollten Friedland, wo sie seit elf Monaten im Heim leben, auch nicht verlassen. Hier seien nur „einige Leute ignorant, nur einige sind Scheiße“.

Der Fall ist dennoch gerade für Friedland unangenehm. Der parteilose Bürgermeister Wilfried Block bekam bundesweit Aufmerksamkeit, als er 2015 öffentlich verkündete, möglichst viele Flüchtlinge sollten in der Stadt bleiben. Und das in einem Land, das große Probleme mit Rechtsextremen hat. Die NPD saß zehn Jahre im Landtag. Doch Block hofft, junge Flüchtlinge, gerade auch Familien, könnten dazu beitragen, den wirtschaftlichen Niedergang zu stoppen. „Wir wären froh, wenn wir zehn Prozent der Flüchtlinge hier halten können“, sagt er am Freitag. Etwa 200 befinden sich in Friedland. So ist der Angriff auf die Eritreer für Block in jeder Hinsicht „eine sehr unschöne Sache“. Aber eine Ausnahme. Das Polizeipräsidium gibt ihm recht. Bis zum Donnerstag habe es „keinen derartigen Vorfall“ in Friedland gegeben.

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