Libyen: Top-Terrorist Belmokhtar offenbar bei US-Luftangriff getötet
Man nennt ihn den "einäugigen" Terroristen: Der berüchtigte Dschihadistenführer Mokhtar Belmokhtar soll nach Angaben der libyischen Regierung bei einem US-Luftangriff getötet worden. Er wurde schon mehrfach tot gesagt.
Die international anerkannte libysche Regierung hat den Tod des berüchtigten algerischen Dschihadistenführers Mokhtar Belmokhtar bei einem US-Luftangriff in Libyen verkündet. Bei dem Einsatz im Osten Libyens seien auch mehrere libysche Mitglieder einer Terrororganisation gestorben, teilte die Regierung mit Sitz in Tobruk am Sonntagabend über Facebook mit. Das Pentagon bestätigte lediglich, dass Belmokhtar "Ziel" eines Militäreinsatzes in Libyen gewesen sei. Es ist allerdings nicht das erste Mal, dass Belmoktar tot gesagt wurde.
"Amerikanische Flugzeuge haben eine Operation durchgeführt, die zum Tod von Mokhtar Belmokhtar und einer Gruppe von Libyern führte, die zu einer Terrororganisation im Osten des Landes gehörten", teilte die libysche Regierung mit. Der Einsatz sei "nach Konsultation mit der libyschen Übergangsregierung" erfolgt. Die Amerikaner sind allerdings vorsichtig und wollen den Tod des Terroristen nicht bestätigen, solange es keinen "forensischen Beweis" gibt, zitiert die "New York Times" einen Sprecher des Verteidigungsministeriums.
Die libysche Nachrichtenagentur Lana berichtete unter Berufung auf einen Regierungsvertreter, der US-Luftangriff in der Nacht zum Sonntag habe einem Bauernhof in Adschdabija, rund 160 Kilometer westlich von Bengasi, gegolten. Dort habe sich Belmokhtar mit anderen Anführern extremistischer Gruppen getroffen, darunter die Islamistengruppe Ansar Ascharia, die von den Vereinten Nationen als Terrororganisation gelistet wird. Auf Dschihadisten-Seiten in den sozialen Netzwerken war von sieben Todesopfern die Rede. Auf der Facebook-Seite einer Islamistengruppe wurden die Namen sowie Fotos der Leichen der angeblich Getöteten veröffentlicht. Einen Hinweis auf Belmokhtar gab es dort nicht.
Mokhtar Belmokhtar war Chef von Al-Kaida im Islamischen Maghreb
Das US-Verteidigungsministerium erklärte, der einäugige Terrorist sei das "Ziel" des Angriffs in der Nacht zum Sonntag gewesen. Die Ergebnisse des Luftangriffs würden noch weiter ausgewertet, gab Pentagon-Sprecher Steve Warren an. Zunächst hatte er nur mitgeteilt, dass die US-Armee einen Angriff auf ein "terroristisches" Ziel mit Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Qaida geflogen habe.
Belmokhtar wird für eine Reihe von Anschlägen und Geiselnahmen in mehreren afrikanischen Ländern verantwortlich gemacht. Er gehörte auch zu der Gruppe, die 2003 deutsche und österreichische Touristen in der Sahara entführt und gegen ein beträchtliches Lösegeld wieder freigelassen hatte. Er war früher der Anführer des Terrornetzwerks Al Qaida im Islamischen Maghreb (Aqim), das von den Lösegeldern lange Zeit seinen Kampf finanzieren konnte. Dann unterlag er in einem Machtkampf in dem Terrornetzwerk und wurde Chef der Dschihadistengruppe Al Mourabitoun. Die Gruppe war 2013 aus Belmokhtars algerischer Islamistengruppe "Die mit Blut unterzeichnen" und der in Mali aktiven Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika (Mujao) hervorgegangen.
Die Gruppe hatte sich unter anderem zu einem Anschlag auf das bei westlichen Gästen beliebte Restaurant "La Terrasse" in Bamako bekannt. Bei dem Angriff im März wurde ein 30-jähriger Franzose erschossen, bei der anschließenden Flucht des Angreifers mit einem Komplizen wurden zudem ein belgischer Wachmann, zwei malische Polizisten und ein malischer Wachmann getötet.
Seit Gaddafis Sturz herrschen in Libyen Chaos und Gewalt
Belmokhtar soll außerdem der Drahtzieher des Angriffs auf das algerische Gasfeld In Amenas im Jahr 2013 gewesen sein, bei dem 38 auch westliche Geiseln getötet wurden. Kurz darauf hatte die Armee des Tschad erklärt, sie habe den 1972 geborenen Islamistenführer in Mali getötet. Vergangenes Jahr verlautete allerdings aus Sicherheitskreisen, Belmokhtar sei am Leben und mittlerweile in Libyen.
Dort herrscht seit dem Sturz des langjährigen Staatschefs Muammar al Gaddafi 2011 Chaos und Gewalt. Eine islamistische Regierung herrscht von Tripolis aus, die international anerkannte Regierung floh nach Tobruk. Deren Chef Abdullah al-Thani begrüßte den US-Luftangriff auf Belmokhtar. Dieser sei "Teil der internationalen Hilfe", die seine Regierung seit langem im Kampf gegen den Terrorismus fordere, erklärte der Regierungschef auf Facebook.
Vor einem Monat hatten die mauretanische Nachrichtenagentur Al Akhbar und das auf die Überwachung islamistischer Internetseiten spezialisierte US-Unternehmen Site gemeldet, Belmokhtar habe einen zuvor verkündeten Treueschwur seiner Dschihadistengruppe gegenüber der Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) dementiert. Vielmehr unterstütze Al Mourabitoun das Terrornetzwerk Al Qaida. Dies wurde als Hinweis auf einen Richtungsstreit bei Al Mourabitoun gewertet. ( mit AFP)