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Nach dem Anschlag sichern israelische Soldaten den Tatort, das Industriegebiet Barkan im Westjordanland.
© Jack Guez/AFP
Update

Naher Osten: Tödlicher Anschlag im Westjordanland

Das Industriegebiet Barkan galt als Vorzeigeprojekt. Jetzt hat vermutlich ein palästinensischer Angestellter dort zwei Israelis getötet.

Bisher sahen viele das Industriegebiet der Siedlung Barkan, in dem Palästinenser und Israelis gemeinsam arbeiten, als Beispiel für gelebte Koexistenz. Nun ist es zum Tatort mörderischer Gewalt geworden, durch die am Sonntagmorgen eine 29-jährige Mutter eines Säuglings und ein 35 Jahre alter Familienvater ums Leben kamen. Eine 54-Jährige wurde verletzt.

Armeeangaben zufolge soll ein 23-jähriger Palästinenser aus dem Dorf Schweika im Norden des Westjordanlandes in einer der Fabriken auf Angestellte geschossen haben. Veröffentlichte Videoausschnitte zeigen ihn, wie er aus dem Gebäude flieht.

Kein Hinweis auf bevorstehendes Attentat

Bei dem Täter soll es sich um einen Angestellten der Fabrik handeln, der schon seit einigen Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen ist. Sicherheitskreisen zufolge gab es keinen Hinweis auf ein bevorstehendes Attentat. Armeesprecher Ronen Manelis sprach von einem „schwerwiegenden Terroranschlag“.

Israels Sicherheitskräfte fahndeten im Laufe des Sonntags nach dem Tatverdächtigen. Bei einer Razzia in seinem Heimatdorf nahe der Palästinenserstadt Tulkarem seien mehrere Menschen festgenommen worden, teilte die israelische Armee am Montag mit. Darunter sei jedoch nicht der mutmaßliche Täter, erklärte eine Armeesprecherin in Tel Aviv. Nach palästinensischen Angaben waren unter den Festgenommenen ein Bruder und eine Schwester des Tatverdächtigen.

Angriff aufs Zusammenleben

Um auf etwaige Angriffe von Nachahmern vorbereitet zu sein, haben Armee, Polizei und Inlandsgeheimdienst zusätzliche Einsatzkräfte im Westjordanland stationiert. Israel hat das Westjordanland im Zuge des Sechstagekrieges 1967 erobert und dort Siedlungen errichtet. Der Industriepark von Barkan wurde 1982 eröffnet. Die internationale Staatengemeinschaft sieht darin ein Verstoß gegen internationales Recht.

„Das war nicht einfach nur ein Angriff auf unschuldige Menschen, die ihrem täglichen Leben nachgehen. Es war auch ein Angriff auf die Möglichkeit von Israelis und Palästinenser, friedlich miteinander zu leben“, teilte Israels Präsident Reuven Rivlin mit.

Er rief die palästinensische Führung um Präsident Mahmud Abbas dazu auf, die „mörderische Attacke“ zu verurteilen und zur Verfügung stehende Kräfte einzusetzen, um den Terroristen und all jene, die ihn unterstützten, rasch zu fassen.

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