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Der neue AfD-Chef: Tino Chrupalla, Malermeister mit Rechtsdrall

Tino Chrupalla folgt auf Alexander Gauland als AfD-Vorsitzender. Er zählt sich zwar nicht zum völkischen „Flügel“, fiel aber schon mit radikalen Äußerungen auf.

Der Jubel im sächsischen Block auf dem AfD-Bundesparteitag ist groß, als das Ergebnis verkündet wird: Der sächsische Malermeister und Unternehmer Tino Chrupalla folgt auf den bisherigen AfD-Chef Alexander Gauland.

In einer Stichwahl setzt sich Chrupalla gegen den Berliner Bundestagsabgeordneten Gottfried Curio durch. Chrupalla wird nun gemeinsam mit AfD-Chef Jörg Meuthen, der im Amt bestätigt wurde, die AfD führen.

Der 78-jährige Gauland selbst schlug auf dem Parteitag seinen Wunschnachfolger Chrupalla zur Wahl vor. Die Hoffnung an der Parteispitze ist, dass er 44-Jährige als Identifikationsfigur für den Osten dienen kann.

Führende AfD-Vertreter wie Fraktionschefin Alice Weidel bemühten sich in den letzten Wochen, seine Vorzüge herauszustellen.

Immer wieder wurde gelobt, dass Chrupalla als Vizefraktionschef die Finanzen der Fraktion aus dem Chaos befreit habe. Chrupalla selbst unterstreicht gern seine Kompetenz als Unternehmer. Er will, dass die AfD sich stärker auf Wirtschaft, Mittelstand und Bildung konzentriert.

Sieg gegen Michael Kretschmer bei Bundestagswahl

In seiner Bewerbungsrede wirbt der Malermeister damit, dass er bei der Bundestagswahl 2017 als Direktkandidat in seinem Görlitzer Wahlkreis gegen den sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gewann. Und Chrupalla sagt: „Das gibt es in keiner deutschen Partei, dass ein Akademiker“ – gemeint ist Meuthen – „und ein Handwerker die Führung übernehmen.“ Gegen Chrupalla gab es in der AfD im Vorfeld aber Einwände: Er sei zu unerfahren und bei den Mitgliedern im Westen viel zu unbekannt.

Tino Chrupalla auf dem AfD-Parteitag am 30.11.2019 in Braunschweig.
Tino Chrupalla auf dem AfD-Parteitag am 30.11.2019 in Braunschweig.
© Fabian Bimmer/ Reuters

Um gewählt zu werden, war Chrupalla auch auf die Stimmen des radikalen „Flügels“ angewiesen. In den letzten Wochen schlug er zum Teil scharfe Töne an. So sagte er bei seiner Rede im Bundestag zum Tag des Mauerfalls über Kanzlerin Angela Merkel: „Ich bedaure, dass sie uns nicht verrät, welche Herrschafts- und Zersetzungsstrategien sie damals bei der FDJ gelernt hat.“

Chrupalla sprach schon von „Umvolkung“

Chrupalla selbst rechnet sich nicht dem „Flügel“ zu. Dennoch fiel er auch in der Vergangenheit zum Teil mit radikalen Aussagen auf. So sagte er, dass man in Deutschland von „Umvolkung“ reden könne.

Im Januar schickte Chrupalla ein Schreiben an die Mitglieder seines Kreisverbandes. Darin hieß es: „Hintergrundinformationen über als Journalisten getarnte Zersetzungsagenten sind natürlich immer willkommen.“ In seinem Kreisverband gibt es zudem immer wieder Kritik an Chrupallas Führungsstil. Er selbst sagt: „Führung heißt, Dinge durchzuorganisieren. Man braucht eine gewisse Disziplin, die ich als Unternehmer kenne.“
Auf dem Parteitag in Braunschweig versuchte Chrupalla nun die Linie von Bislang-Parteichef Alexander Gauland zu fahren. Der hatte sich in den vergangenen Monaten bemüht, die AfD als bürgerlich zu verkaufen. Und so sagte auch Chrupalla: „Das große Wählerpotenzial sehe ich im bürgerlichen Lager“. Um dieses zu erreichen, brauche es keine „drastische Sprache“. Es wird sich zeigen, ob Chrupalla sich selbst daran hält.

Maria Fiedler

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