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Julia Timoschenko will zurück an die Macht.
© Pyotr Syvkov, imago,ITAR-TASS

Ukraine vor der Präsidentenwahl: Timoschenko tritt wieder an

Umfragen sehen die 58-jährige Politikerin als Favoritin. Doch sie könnte die Probleme des Landes noch verstärken.

Ein blau-gelb in den Landesfarben leuchtender Saal, durch das Parteivolk geht ein Aufschrei, als die Kandidatin aus der Kulisse tritt – alles sehr amerikanisch inszeniert. Julia Timoschenko will zurück an die Macht in der Ukraine und am Dienstag hat ihre Vaterlandspartei sie in Kiew offiziell für das Präsidentenamt nominiert.

Inzwischen ist sie 58, der gewaltige blonde Zopf ist schon länger verschwunden. Die Rückenschmerzen, die sie in Berlin behandeln ließ, sind es auch. Timoschenko liegt in den Umfragen für die Abstimmung Ende März knapp vorn – vor einer Art Komiker und dem Amtsinhaber Petro Poroschenko.

Die Rivalität zwischen ihr und Poroschenko reicht zurück bis in das Jahr 2005. Damals, nach der Orangen Revolution, wollten beide an die Spitze der Regierung. Timoschenko war die Ikone dieser Revolution, zumindest hielt man sie im Westen dafür. Dabei war sie ein typisches Produkt der postsowjetischen Ukraine, in der sich die politische Klasse in zwei korrupte und kleptokratische Oligarchen-Gruppen teilte: eine davon an der Macht, die andere in der Opposition.

Viel von ihrem Nimbus verloren

Mit Brandreden kämpfte Timoschenko damals gegen den per Wahlbetrug ins Präsidentenamt drängenden Viktor Janukowitsch und für Viktor Juschtschenko. Der gewann und machte sie zur Regierungschefin. Als Janukowitsch fünf Jahre später doch Präsident wurde, rächte er sich an Timoschenko. 2011 wurde sie verhaftet und kam später nach fadenscheinigen Anschuldigungen ins Gefängnis.

Mit den Protesten des Euromaidan im Winter 2014 wurde Timoschenko frei und kandidierte für das Präsidentenamt. Von ihrem Nimbus hatte sie da schon viel verloren. Sie präsentierte sich als Kandidatin der ukrainischen Einheit, doch tatsächlich polarisierte sie wie kaum eine andere. Sie versprach, die Oligarchen zu zwingen, nach den Regeln zu spielen – und vergaß zu erklären, wie sie selbst zu ihrem Reichtum gelangt war. Am Ende unterlag sie Poroschenko.

In diese Wahlen nun geht Timoschenko mit dem Versprechen, die Gaspreise für die Bevölkerung zu halbieren. Die revolutionäre Stimmung des Maidan ist verflogen, weil so viele Hoffnungen in dem Krieg, den Russland gegen die Ukraine führt, zerbrochen sind. Aber das Land hat die Chance bewahrt, den Traum von Demokratie zu verwirklichen. Ungewiss ist, ob das mit Timoschenko gelingen kann. Bisher war sie immer Teil der Probleme der Ukraine, nicht deren Lösung.

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